BBV-multibond® verdreifacht Ankerkräfte
Ihr arbeitet laufend an neuen Entwicklungen und habt 2019 den Staffelanker BBV-multibond® patentieren lassen. Was leistet diese Innovation?
Unser patentierter BBV-multibond® dient wie herkömmliche Litzenanker dazu, Stütz- und Verbauwände im Boden zu verankern und zu stabilisieren. Speziell am BBV-multibond® ist seine Leistungsfähigkeit: Er leitet Lasten über zwei bis drei Staffelungen in den umliegenden Baugrund ab. Das ermöglicht eine Steigerung der Ankerkräfte um das maximal 3-fache im Vergleich zu herkömmlichen Litzenankern. Ausserdem müssen bei diesem System keine aufwendigen Pressen verwendet werden, der Anker kann mit herkömmlichen Pressen gespannt, geprüft und festgelegt werden. Das erleichtert die Handhabung.
«Der BBV-multibond® leitet Lasten über zwei bis drei Staffelungen in den umliegenden Baugrund ab. Das ermöglicht eine Steigerung der Ankerkräfte um das maximal Dreifache im Vergleich zu herkömmlichen Litzenankern.»
Dr.-Ing. Maximilian Lerch, Leiter Geschäftsfeld Geotechnik, BBV Systems
Welche Vorteile bringt der BBV-multibond® auf der Baustelle?
Durch die Anwendung des Staffelankers kann die Anzahl der Anker zur Baugrubensicherung reduziert werden. Dadurch werden größere Ankerabstände oder Einsparungen von Ankerlagen möglich, was dann zu Einsparungen bei Bohrmetern, Ankerauflagern, Zwischenaushubebenen, Umsetzvorgängen, Bohren unter Grundwasser, Verpressvorgängen und Verbaudurchdringungen führt. Indem der BBV-multibond® Material, Bauzeit und Arbeitsvorgängen einspart, reduziert er die Kosten und Bauzeiten für Verankerungsarbeiten erheblich.
SO FUNKTIONIERT DER BBV-MULTIBOND®
Wie sieht es mit dem Thema Nachhaltigkeit aus?
Der Staffelanker BBV-multibond®ist durch die Einsparung von Bohrmeter, Verbaudurchdringungen, Bohrgut/Rückfluss Entsorgung, Ankerauflager und (Nach-)Verpressvorgänge ein wirksames Mittel zur Reduzierung von Emissionen bei Bauvorhaben. Mit dem BBV-multibond® können die THG-Emissionen des Gewerkes Rückverankerung deutlich vermindert werden. Bei dem Bauvorhaben Simon-Gatzweiler-Platz in Düsseldorf etwa konnten durch Umplanung auf Multibond die CO2-Emissionen halbiert werden.
Gibt es Besonderheiten beim Herstellen, Einbauen, Spannen und Prüfen des BBV-multibond® auf der Baustelle?
Nein! Alle Arbeiten sind analog zu herkömmlichen Litzenankern auszuführen.
Wie sieht es mit der Zulassung des BBV-multibond® aus?
Die Staffelung von freien Längen ist eine konstruktive Variante, die in der DIN EN 1537:2014-07 unter Punkt 8.4.5 geregelt ist. Eine gesonderte Systemzulassung ist in DE und der EU nicht erforderlich. Alle normativen Forderungen werden vom BBV-multibond® erfüllt. Die vorhandenen Zulassungen für temporäre und permanente BBV-Litzenanker gelten. In der Schweiz wird bis voraussichtlich Mitte 2023 die Eintragung des BBV-multibond® in das SIA-Register erfolgt sein. Somit entspricht der BBV-multibond® auch in der Schweiz den Eignungs- und Konformitätsnachweisen nach Norm SIA 267 der BBV-Systems.
Wo hat sich der BBV-multibond® schon in der Praxis bewährt?
Der BBV-multibond® wurde bereits erfolgreich bei einer Vielzahl von Projekten in Europa als Temporär- und Daueranker angewendet. Einige namhafte Beispielprojekte sind: Elbtower, Hamburg; Tunnel Muttenz, Basel; DB-Tower, Frankfurt; Zuidelijke Ringweg, Groningen (NL); FAIR, Darmstadt etc..
Welche maximalen Prüflasten konnten mit dem BBV-multibond® erreicht werden?
Je nach anstehenden Bodenverhältnissen konnten beispielsweise im Projekt Zuidelijke Ringweg (Groningen, Niederlande) im Feinsand maximale Prüflasen von bis zu 3200 kN mit dreifach gestaffelten BBV-multibond® erreicht werden. Auch in gering tragfähigen Böden, wie beispielsweise Frankfurter Ton, konnten mit dem BBV-multibond® zweifach gestaffelt Prüflasten von 1200 kN erreicht werden.
Wie sieht es gerade bei der Anwendung des BBV-multibond® als Daueranker mit dem Thema Überwachung der Ankerkräfte aus?
Da der BBV-multibond® in der Lage ist, hohe Lasten aufzunehmen, ist eine dauerhafte Überwachung der Ankerkräfte sinnvoll. Gerade bei der Ausführungsvariante als Daueranker werden von unseren Kunden oftmals Monitoring-Lösungen für die Anker angefragt. Die BBV bietet dafür Ankerköpfe inklusive Kraftmesssensorik an. Die Ankerköpfe werden dabei so konzeptioniert, dass für sämtliche Auflagerbedingungen eine schlüssige Kraftübertragung auf den Sensor gewährleistet ist. Dies Monitoringsystem bieten wir natürlich auch für alle anderen Produkte der BBV an.
Wie beratet ihr potenzielle Kunden?
Gerade bei einem so innovativen Produkt ist es wichtig, Kunden von Anfang an mit unserem Know-how zur Seite zu stehen. Potenzielle Kunden, die nicht sicher sind, ob das System für ihr Projekt sinnvoll oder technisch möglich ist, beraten wir daher in einem persönlichen Gespräch. Neben der Beratung bieten wir Dienstleistungen wie Konzeptionierung, Erarbeitung von Ausschreibungstexten, aber auch Hilfestellung mit Planern, Gutachtern und ausführenden Firmen. Zudem können Kunden bei uns Spannequipment ausleihen und wir vermitteln externe Unternehmen und Institute, die Spann- und Prüfarbeiten auf Wunsch für sie durchführen können.
Woran arbeitet ihr jetzt?
Inflation und gestiegene Materialpreise haben bei manchen unserer Kunden zu Baustopps geführt. Das bringt neue Herausforderungen, denn die Temporäranker sind nur für zwei Jahre zertifiziert. Hier arbeiten wir an Lösungen, wie diese trotzdem weiterverwendet werden können.