Was ist schön am Bauen falsch herum?
Was ist die grösste Herausforderung beim Bau der S-Bahn-Station Marienhof mitten in München?
Die Logistik! Für dieses technisch anspruchsvolle Projekt auf engstem Raum haben wir eine Situation, wo die Zufahrts- und Abfahrtsrouten begrenzt sind. Zudem befindet sich die Baustelle in einem Geschäftsviertel mit vielen Anliegern. Da hilft es, dass ich schon viel in München gebaut habe und ein gutes Beziehungsnetz habe.
«Wir bauen grösstenteils unterirdisch und halten den Lärm buchstäblich unter einem Deckel.»
Hermann Hirsch, geotechnischer Fachbauleiter
Wie haltet ihr die Lärmbelästigung in Grenzen?
Wir bauen grösstenteils unterirdisch und halten den Lärm buchstäblich unter einem Deckel. Das funktioniert dank Deckelbauweise: Zuerst betonieren wir an der Oberfläche einen Deckel und lassen Öffnungen frei. Durch die graben wir uns nach unten ins Erdreich und ziehen immer wieder Zwischendecken ein, bis wir auf 42 Meter Tiefe sind. Das minimiert die Lärmbelastung für die Umgebung und hat gleichzeitig den Vorteil, dass die Leute beim Arbeiten vor grosser Hitze und Kälte geschützt sind.
Ihr baut also so etwas wie ein Hochhaus, aber von der Erdoberfläche in die Tiefe?
Ja – und dann wieder zurück. Wenn wir unten angekommen sind, fangen wir unten an und bauen die Aussenwände und eine Innenschale. Im Endeffekt ist das Bauen falsch herum, statt mit der Bodenplatte beginnen wir mit der Decke.
Was macht besonderen Spass bei diesem Projekt?
Wir haben eine tolle Truppe in dieser Arbeitsgemeinschaft mit HOCHTIEF. Und dann ist es schön, am Marienhof zu arbeiten: Hier hat man Metzgereien, Buchhandlungen und einen guten Bäcker gleich neben dem Arbeitsplatz – das ist schon sehr angenehm!
Das Projekt Marienhof
Was ist deine konkrete Aufgabe?
Ich arbeite hier auf der Baustelle als geotechnischer Fachbauleiter. Eigentlich bin ich Bauingenieur, aber beim U-Bahn-Bau in München und Wien habe ich mich schon über viele Jahrzehnte mit Geotechnik befasst. Grob gesagt kümmere ich mich um Boden und Wasser und versuche, während der Bauzeit alle Erkenntnisse zu diesen Themen zusammenzufassen und den Planern zur Verfügung zu stellen, damit diese die Schlüsse daraus ins Bauvorhaben einfliessen lassen können.
Wie ist der Boden in München?
Eigentlich nicht ungewöhnlich – ich kenne ihn ja schon von früheren Projekten und es gab bisher keine grossen Überraschungen. Der Unterschied ist, dass wir beim U-Bahn-Bau bis zu 25 Meter tief gegraben haben. Jetzt sind wir bei 42 Metern und betreten damit Neuland, sehen, was niemand vorher gesehen hat – das ist eigentlich das Interessante.
Wie lange bist du schon bei Implenia?
Ich bin 63 Jahre alt und seit 31 Jahren bei Implenia, beziehungsweise vor der Übernahme bei Bilfiger. Die meiste Zeit habe ich in München und Wien als Bauleiter und Oberbauleiter den U-Bahn-Bau betreut. Jetzt bin ich hier auf der Baustelle der geotechnische Fachbauleiter. Das wird wohl mein letztes Projekt vor der Pensionierung in zwei Jahren.