PWZ München: Totalunternehmer-Modell reduziert Risiken für öffentliche Hand

Im neuen Proben- und Werkstättenzentrum (PWZ) werden sie künftig einstudiert:
die grossen Tragödien, die mitreissenden Komödien und die bewegenden Dramen, die das Bayerische Staatsschauspiel in München auf seinen Spielplan setzt. Mit dem modernen L-förmigen Bau wird eine professionelle Umgebung geschaffen für die Vorbereitung der Inszenierungen. Auf rund 21’100 Quadratmetern entstehen drei Probenbühnen, Dekorationswerkstätten, Bereiche für Requisite und Kostümfundus sowie ein Raum für musikalische Proben. Zudem bietet das Zentrum Platz für Büroflächen, Sanitär- und Sozialräume sowie eine Cafeteria.

© Dömges Architekten AG, Regensburg
Was wird das PWZ alles beherbergen?
Als Totalunternehmer beauftragt
Bei der Planung und beim Bau darf Implenia Regie führen. Der Baudienstleister wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, vertreten durch das Staatliche Bauamt Regensburg, mit dem Vorhaben beauftragt. Das heisst: Implenia verantwortet sowohl die Entwurfs- und Ausführungsplanung, die Bauausführung inklusive Spezialgewerke wie Bühnen- und Werkstattbau sowie die Wartung für vier Jahre für alle Gewerke (für Aufzugsanlagen sogar über 20 Jahre) – und damit weit mehr als in einem klassischen Generalunternehmer-Modell.

«Wir bieten ein Rundum-Sorglos-Paket und kümmern uns um alles.»
Robert Bschlagngaul, Oberbauleiter
Das Rundum-Sorglos-Paket für öffentliche Auftraggeber
«Wir bieten ein Rundum-Sorglos-Paket und kümmern uns um alles – von den grossen Arbeiten bis zu den Details wie dem Einholen der Genehmigungen für die Hausanschlüsse», sagt Oberbauleiter Robert Bschlagngaul. Das hat Vorteile für den Auftraggeber: Für ihn gibt es nur einen Ansprechpartner. Alle planenden und ausführenden Nachunternehmer werden durch Implenia gesteuert. Dadurch werden Schnittstellen reduziert und der Umfang von Abstimmungs- und Entscheidungsnotwendigkeiten verschlankt.
Das Totalunternehmer-Modell macht mehr und mehr Schule
Da Planung und Ausführung in einer Hand liegen, kann die Kosten-, Qualitäts- und Terminsicherheit besser gewährleistet werden. Damit reduziert das Totalunternehmer-Modell die Risiken für die öffentliche Hand erheblich. So erstaunt es nicht, dass die Auftragsvergabe mit Totalunternehmer-Verträgen bei grossen und anspruchsvollen öffentlichen Bauten in Deutschland mehr und mehr Schule macht. Robert Bschlagngaul freut es besonders, dass Implenia das PWZ bereits verschiedentlich als Vorzeigeprojekt für das Totalunternehmer-Modell vorstellen durfte.
Sechs Implenia-Einheiten, acht Planungsbüros und weit über 100 Gewerke und Lieferanten
Implenia bringt als Totalunternehmer alles Erforderliche mit, um ein solch komplexes Vorhaben zu realisieren. Allem voran stellt der Baudienstleister ein erfahrenes Team, das immer den Überblick behält und das grosse Ganze im Visier hat. Es koordiniert sowohl die sechs beteiligten Implenia-Einheiten (siehe Infobox) als auch die acht involvierten Planungsbüros (Bühnen-, Werkstatt-, Bauphysik-, Architektur-, Tragwerk-, Elektro-, TGA- und Aussenanlagenplanung) sowie die über hundert Nachunternehmer und Lieferanten. Diese stellen zum Beispiel die Trockenbauwände, legen den Estrich oder liefern die Lackierkabine für die Werkstatt oder den Wickeltisch im Sanitärbereich.
Digitale Planung sorgt für gelungene Koordination
Wertvolle Unterstützung bieten im gesamten Prozess die 3D-Visualisierungen, mit denen auf der PWZ-Baustelle gearbeitet wird. «Sie helfen uns, Schnittstellen zu planen und mögliche Kollisionen – wie zum Beispiel der Abhänger der Stahlgalerie mit der Abwasserleitung – rechtzeitig zu erkennen und sie zu vermeiden», erklärt der Oberbauleiter.
Diese sechs Implenia-Einheiten sind am PWZ-Bau beteiligt
- Hochbau – Totalunternehmer und Gesamtkoordination, Gesicht zum Kunden
- Spezialtiefbau – Baugrube
- Ingenieurbau – Rohbau
- Fassadenbau – Fassade
- BBV Systems – Vorspanntechnik
- BCL – Building Construction Logistics – Logistik, Sicherheit, Zugangskontrolle
Wer macht was genau?
Alles ausser gewöhnlich
Das PWZ ist ein aussergewöhnliches Gebäude. Es ist weder ein klassischer Büro- noch ein herkömmlicher Werkstatt- oder Industriebau, sondern eine einzigartige Mischung, die vollständig auf die Anforderungen des Theaterbetriebs ausgerichtet ist. Kernstück des PWZ sind die drei Probebühnen, deren Masse exakt den Bühnen des Residenztheaters, des Marstalls und des Cuvilliéstheaters in der Münchner Innenstadt entsprechen. Diese 1:1-Abbildung ermöglicht es, Bühnenbilder und Inszenierungen unter realitätsnahen Bedingungen vorzubereiten.
Insgesamt weist der Neubau zahlreiche bauliche Besonderheiten auf wie zum Beispiel:
- bis zu 16 Meter hohe Räume
- stützenfreie Hallen mit Stahlverbundträgern und Spannbeton zur Lastabtragung
- einen 11 Meter langen und 4 Meter breiten Lastenaufzug, der den Transport ganzer Bühnenbilder ermöglicht
- besondere technische Infrastruktur wie Bühnenbeleuchtung, Drehbühnen usw.
- Werkstatteinrichtungen (Schlosserei, Schreinerei, Malerei mit Lackierkabine, Montagehalle)
- Schwingungsträger zur Dämpfung von Bewegungen und spezielle Trittschalldämmungen aufgrund hoher Schallschutzanforderungen
Die besten Wege finden
Ein solch komplexes Zentrum mit vielen Extras zu planen und zu bauen, bringt aber auch besondere Herausforderungen mit sich. Denn eine standardmässige Routine wie beim Bau eines gewöhnlichen Wohn- oder Bürogebäudes stellt sich nicht ein. Vielmehr gilt es, für viele erstmalig zu bewältigende Aufgaben ideale Wege zu finden, um diese auszuführen. Robert Bschlagngaul zieht als Beispiel die Probebühnen heran: «An den Wänden werden Galeriegänge aus Stahl gebaut, von denen aus Anweisungen an die Schauspielerinnen und Schauspieler gegeben werden, sowie die Bühnenstrahler und die Akustik angebracht – alles auf engstem Raum. Unser Job ist es dafür zu sorgen, dass Bühnenbau, Haustechnik und Akustik optimal koordiniert arbeiten können. Was kommt zuerst? Was anschliessend?»
Das perfekte Zusammenspiel
Jeder Schritt muss perfekt auf den anderen abgestimmt sein. Und so ist es beim Bauen und beim Theater doch ganz ähnlich: Damit das Ergebnis sitzt, braucht es ein perfektes Zusammenspiel. Noch sind die Bauarbeiten in vollem Gange. Das Team Implenia hält beim PWZ die Fäden in der Hand – mit einem umfassenden Projektverständnis und grossem Engagement. So dass es 2026 heissen kann: Vorhang auf für den Probebetrieb.
Was braucht es für eine nachhaltigkeitszertifizierte Baustelle?
Die PWZ-Baustelle ist nachhaltigkeitszertifiziert. Melanie Sieger, Junior-Projektleiterin bei Implenia Hochbau / NL München, erklärt, was es dazu braucht.
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