Mit Klärschlamm-Recycling zur Kreislaufwirtschaft
Ähnlich wie bei einem Kaffeefilter entzieht das Aufbereitungsverfahren dem Schlamm Wasser, so dass nur Trockenmasse übrigbleibt. Damit kann der Schlamm, der zuvor als Abfall behandelt wurde, recycelt werden, indem er erst abgesaugt und dann zur Deponie transportiert wird. Die Trockenmasse, die nach dem Filtrieren des Schlamms übrigbleibt, wurde – mit Genehmigung des Landrats – als Seitenfüllung verwendet. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass dies einen signifikanten nachhaltigen Wert hat.
Rohstoff statt Abfall: Aus Klärschlamm entstehen im Projektverlauf rund 3'000 Kubikmeter Feststoffe, die als Füllmaterial genutzt werden
«Wir schätzen, dass wir im Projekt bisher etwa 300 bis 400 Kubikmeter Feststoffe produziert haben. Generell weist gewöhnlicher Schlamm einen Wassergehalt von 70 Prozent auf, in der Trockenmasse dagegen nur 20 Prozent. Wir haben rund 700 Kubikmeter Schlamm abgesaugt, was 59 Schlammwagen entspricht. Wir gehen davon aus, dass wir nach Abschluss des Projekts rund 3’000 Kubikmeter Feststoffe produziert haben werden, was eine erhebliche Umwelt- und Kostenersparnis darstellt», erklärt Adrian V. Morsund, Tunnelbauleiter auf der E39 Lyngdal.
Hin zu ökologischeren Baustellen
Das Recycling von Klärschlamm ist Teil eines von der Autobahngesellschaft Nye Veier gesponserten Pilotprojekts: Gesucht werden verschiedene Wege, die zu einer nachhaltigeren Baustelle führen sollen. Die von Implenia in Lyngdal betriebene Schlammverwertung begann 2022 und dauert bis 2024, wenn der Bau der Tunnel abgeschlossen ist. Es ist aber auch im Gespräch, diese Art des Recyclings von Klärschlamm für das kommende Rogfast-Projekt zu nutzen.
Klärschlamm-Recycling-Methoden im Vergleich
In Lyngdal gibt es zwei Methoden, um Schlamm zu recyceln, was auch einer der Gründe war, warum Nye Veier bereit war, das Projekt zu sponsern. Eine Methode wurde vom deutschen Unternehmen Leiblein entwickelt, die andere von der norwegischen Firma Skild. Ein Ziel des Pilotprojekts besteht darin, die beiden Methoden zu vergleichen, so dass die Arbeiten zum Recycling von Klärschlamm auch ein Forschungsgewicht haben.
«Die Arbeit hat viele Ressourcen und Material gekostet, was natürlich ist, da diese Art der Schlammbehandlung ziemlich neu ist. Nichtsdestotrotz haben wir ausgerechnet, dass wir dadurch viel Geld und nicht zuletzt Emissionen sparen – vor allem, nachdem die Menschen mehr Antrieb bei ihrer Arbeit haben und weniger Zeit damit verbringen», sagt Adrian.
Angewandte Kreislaufwirtschaft
Nach dem Filtern des Wassergehalts aus dem Schlamm wird dieses Wasser zu einer Aufbereitungsanlage geleitet, wo es PH-neutralisiert und von Öl befreit wird, so dass es in die Natur zurückgeführt werden kann. Ziel sei es, die Trockenmasse, die auf der Baustelle aus dem Schlamm verarbeitet wird, zu 100 Prozent wiederzuverwenden, sagt Adrian Morsund.
«In der Praxis schaffen wir eine Kreislaufwirtschaft – zentral für die Gesellschaft im Allgemeinen, aber insbesondere auch für unsere Branche, in der Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle spielt», schliesst er.
Das Projekt E39 Lyngdal
Die E39 Lyngdal Ost - Lyngdal West erstreckt sich über insgesamt 11 km von Herdal nach Røyskår. Das Projekt betrifft einen längeren Straßenabschnitt mit mehreren Tunneln, Brücken und komplexer Infrastruktur. Der Vertrag wird als Turnkey-Vertrag für Nye Veier ausgeführt. E39 Lyngdal Øst - Lyngdal Vest wird in einer Arbeitsgemeinschaft zwischen Implenia Norge und Stangeland Maskin und mit Sweco als Beratungspartner durchgeführt.