Mit 1,4 m pro Tag durch die Alpen
Mit dem Mont-Cenis-Basistunnel kommen sich Frankreich und Italien schneller näher: Das Bauwerk ist das Herzstück der neuen Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnverbindung zwischen Lyon und Turin – einer Strecke, die zum 3'000 km langen Mittelmeerkorridor gehört, der den Osten und den Westen des Kontinents verbindet. Dieser wiederum ist Teil des transeuropäischen Verkehrsnetzes TEN-T, dessen Aufbau von der EU gefördert wird. Insbesondere dank den beiden rund 57,5 km langen Röhren des Mont-Cenis-Basistunnels zwischen Saint-Julien-Mont-Denis in Savoyen und Susa im Piemont verkürzt sich die Fahrzeit erheblich: Mit einer geplanten Höchstgeschwindigkeit von 220 bis 240 km/h benötigen Personenzüge für die Strecke anstatt bisher 3,5 Stunden neu nur rund 1,5 Stunden. Güterzüge sollen mit 100 bis 120 km/h unterwegs sein.
Implenia baut am europäischen Schienennetz der Zukunft mit
«Wir sind stolz darauf, die Planung und den Bau eines so wichtigen Teils des künftigen europäischen Schienennetzes mitgestalten zu können», sagt Erwin Scherer, Global Head Tunneling bei Implenia. Implenia ist 2021 von TELT Lyon Turin beauftragt worden, das Los 3 gemeinsam mit den ARGE-Partnern NGE, Rizzani De Eccher und Itinera Spa zu bauen. «Bei dieser Art von Bauvorhaben können wir unsere langjährige Erfahrung und umfassende Kompetenz in allen Bereichen grosser Infrastrukturprojekte unter Beweis stellen.» Das Projekt entspricht der Strategie von Implenia, in verschiedenen Märkten komplexe Grossprojekte im Tunnelbau sowie im Bereich der damit verbundenen Infrastruktur zu planen und zu realisieren.
Projekt CO08 TELT –Saint-Julien-Mont-Denis
5,6 km | zu grabender Tunnel |
1'018 m | in Regenschirmgewölben |
1'078 | Bögen zu verlegen |
11 | Sicherheitstriebwerke |
600'000 m3 | Erdarbeiten |
2'700 m2 | akustischer Hangar |
über 127'000 m2 | Baustelleneinrichtung |
5 Jahre | Bauzeit |
EUR 228 Mio. | Auftragsvolumen |
Über 300 Personen | in Spitzenzeiten vor Ort |
In Saint-Julien-Mont-Denis hat die von Implenia geführte ARGE ihre Zelte in einem nachhaltigen Baubüro aus Holz aufgeschlagen, um den künftigen Tunneleingang auf der französischen Seite zu bauen. Das Projekt umfasst den Bau von zwei 2'839 m langen Röhren in Richtung Italien inkl. 11 Sicherheitsquerschlägen sowie 140 m Tagbautunnel. Bereits abgeschlossen sind die Vorbereitungsarbeiten, die im November 2021 begonnen hatten und rund ein Jahr dauerten. In dieser Zeit wurden unter anderem eine Betonmischanlage und eine Wasseraufbereitungsanlage gebaut sowie 794 Jet-Grouting-Säulen zur Verbesserung der mechanischen Eigenschaften des Bodens in der Schwemmzone sowie eine «Pariser Wand» erstellt, um den Aushub in weichem Boden (Schuttkegel) unter einem Schirmgewölbe zu ermöglichen. Für den Aushub des Voreinschnittes und der Portalzone wurden 90'000 t Material ausgehoben – insgesamt also rund 600'000 m3 für das gesamte Projekt.
Konventioneller Vortrieb statt Tunnelbohrmaschine
Nach dem Spatenstich im Dezember 2022 ging es richtig los: Für den ersten, rund 500 m langen Abschnitt wird die Technik des Lockergesteinsvortriebs mit Rohrschirm angewendet. Diese besteht darin, einen «Schirm» aus Metallrohren zu bohren und im Boden zu verpressen, um das Gelände vor dem Aushub und dem Anbringen der temporären Stützung in Form von Stahlbögen aus HEB-Profilen und Faserspritzbeton zu stützen. Anker und Entwässerungsbohrungen dienen der Stabilisierung der Ortsbrust, dem vorderen Bereich beim Tunnelvortrieb, an dem der Abschlag des Gesteins und der Vortrieb des Tunnelhohlraumes erfolgt. Mit diesem Ausbauverfahren wird der Tunnel im Rohbau temporär gesichert, bevor die Innenschale aus Ortbeton eingebaut wird.
Welche Geräte für diesen ersten Abschnitt notwendig sind, erklärt uns Maschineningenieur Philippe Liotard: «Beim konventionellen Vortrieb kommen verschiedene Arten von Geräten zum Einsatz. Im Ausbruch sind dies zum Beispiel Tunnel- und/oder konventionelle Bagger mit Abbruchhammer oder Hydraulik-fräsen, Radlader mit Seitenkippschaufel oder Muldenkipper zum Abtransport des Ausbruchmaterials. Untertage kommen hauptsächlich Bohrwagen zum Ankern, Spritzbetonpumpen oder Bogensetzer zum Einsatz.»
Bis am 30. April 2023 hat die ARGE insgesamt über 300 m auf beiden Strecken ausgebrochen, dies entspricht durchschnittlich 1,4 m pro Tag. Nach den 509 m Lockergesteinsstrecke wird der Tunnel im Sprengbetrieb vorgetrieben, was ein schnelleres Vorwärtskommen erlauben wird.
Eine nachhaltige Baustelle
Ein wichtiger Aspekt dieses Vorhabens ist die Nachhaltigkeit. Als Teil des transeuropäischen Netzwerks wird diese neue Alpentransversale für den Schienenverkehr nicht nur eine weitgehende Verlagerung von Transportgütern von der Strasse auf die Schiene und damit erhebliche positive Auswirkungen auf die Umwelt ermöglichen. Vielmehr ist auch die Baustelle selbst nachhaltig ausgerichtet. Um den CO2-Fussabdruck deutlich zu reduzieren, wurden dem Bauherrn verschiedene Möglichkeiten vorgeschlagen – sei dies in Bezug auf die Konzeption und den Bau unserer Anlagen, die Art der Projektsteuerung mit einem konsequenten Einsatz von Lean, ohne den die Vortriebsgeschwindigkeit nicht gesichert wäre, sowie die Kontrolle und Überwachung unseres Verbrauchs. Zum Beispiel wird auf der Baustelle der Wasser- und Stromverbrauch in Echtzeit ermittelt und 80 % des verwendeten Wassers werden wiederverwendet. Weiter besteht der Strom zu 100 % aus erneuerbarer Energie und Licht und Belüftung werden über ein zentrales technisches Management (ZTM) ferngesteuert, um Verbrauchssenkungen von mehr als 30 % zu erzielen.
Lass dich auf TikTok herumführen!
TELT im Bild: Auf TikTok zeigen dir Kolleginnen und Kollegen das Beton-Labor, erklären die Massnahmen zum Lärmschutz oder nehmen dich mit in die nachhaltig gebauten Baubüros und in den neuen Tunnel. Die sechs Teile dieser Miniserie sind mit «TELTC008» bezeichnet, dem Namen unserer Baustelle. Du findest die Videos auch im Intranet.
Zu den Videos: Implenia (@implenia) Official | TikTok
Einen bedeutenden Beitrag zum plangemässen Fortschritt sichert auch die Digitalisierung. Die ARGE arbeitet nach einem partizipativen und innovativen Ansatz, der es erlaubt, flüssiger zu arbeiten, schneller zu reagieren, die Produktivität zu steigern und die Qualität zu verbessern. Dies, indem die Informationen zentralisiert, analysiert und geteilt und allen Beteiligten überall und jederzeit zugänglich gemacht werden.