Mehr Frauen am Bau? Wir brauchen ein Umdenken im System!
Sandra Malickis Team ist ein seltenes Beispiel für Frauenpower in der Baubranche: Sie selbst ist Planungsleiterin und stellvertretende Gesamtprojektleiterin bei einem der grössten und technologisch fortschrittlichsten Gesundheitsbauten der Schweiz. Und auch in ihrem 42-köpfigen Team sind Frauen mit zwei Projektleiterinnen und einer Bauleiterin deutlich stärker vertreten als in der Gesamtbranche, wo der Frauenanteil immer noch bei rund 12% liegt.
Dass Frauen nicht scharenweise auf Baustellen drängen, hat für Sandra klare Ursachen: «In der Branche gelten Frauen bis heute als Exoten und sind oft mit entsprechenden Vorurteilen und Reaktionen konfrontiert, die vielen Kollegen in der Form wohl gar nicht so bewusst sind. Ein Beispiel? Eine Frau wird gelobt, gute Beziehungen zu Geschäftspartnern aufgebaut zu haben – mit der Bemerkung: «Das liegt wohl am Geschlecht!» Was auf den ersten Blick wie Anerkennung wirkt, ist in Wahrheit eine Beleidigung. «Die Arbeitsleistung jedes Mitarbeiters, jeder Mitarbeiterin sollte rein für sich bewertet werden und nicht vor dem Hintergrund des Geschlechts», so Sandra Malicki. «Und bei verbalen Entgleisungen im Kollegium hinsichtlich des Geschlechts sollte reagiert werden. Tun wir dies nicht, bleiben sie normal und akzeptiert – und letztlich ändert sich nichts.»
Ihr Rat an alle, die mehr Frauen für die Baubranche gewinnen wollen? «Wir brauchen ein Umdenken im System – und das ergibt sich nur, wenn sich sowohl Frauen als auch Männer dafür einsetzen.»
«Frauen sollten sich mehr zutrauen.»
Sandra Malicki, Planungsleiterin und stellvertretende Gesamtprojektleiterin für den Neubau des Kantonsspitals Aarau
Frauen rät sie, sich generell mehr zuzutrauen. «Wir tendieren dazu zu bescheiden aufzutreten, uns zu wenig für uns selbst einzusetzen. Die meisten männlichen Kollegen gehen selbstbewusster an Themen heran – und werden so eher für spannende Aufgaben und Beförderungen berücksichtigt.» Hier sieht sie auch Vorgesetzte in der Pflicht: «Wir müssen Frauen den Rücken stärken – sei das im Team, oder aber auch als Mentorinnen und Mentoren für den Nachwuchs. Die Botschaft muss sein: Du bist mit deinem Können willkommen.»
Gleichzeitig sieht die diplomierte Architektin, die aus ihrer Tätigkeit in Architekturbüros eine viel gleichberechtigtere Teamzusammensetzung kennt, auch Arbeitgeber in der Pflicht. «Gerade auf dem Bau kommen Menschen aus vielen unterschiedlichen Kulturen und Bildungsschichten zusammen und nicht überall werden Frauen mit dem gleichen Respekt behandelt. Von Seiten des Arbeitgebers muss es ganz klare Vorgaben geben: Keine Kalender mit Nacktfotos in Büros oder Containern, kein Cat Calling, Null-Toleranz bei sexueller Belästigung – und Aufklärung, etwa zu unbewusster Diskriminierung, die dann zu scheinbar wohlgemeinten, aber tatsächlich sexistischen Bemerkungen führt.»
Besuch beim Neubau Kantonsspital Aarau
@implenia On the project Kantonsspital Aarau we work wirh innovative technologies and ways of team work. Patric and his team show you how we integrate digital planning in every stage of the project. 🚀 #kantonsspitalaarau#aarau#baustelle#constructionsite#construction#hospital#spital#hochbau#bim#digitalplanning♬ Originalton - Implenia
Sandra Malicki findet, es lohne sich, sich für das Thema zu engagieren. «Ich mag an meinen Beruf die Chance zu haben, an einem so fantastischen Projekt mitzuarbeiten, zu sehen, wie etwas Konkretes entsteht, dass noch viele, viele Jahre das Gesicht der Stadt prägen wird. Ich hatte noch nie ein so tolles Team, wo alle engagiert am gleichen Strick ziehen, man sich zu 100% aufeinander verlassen kann All das macht diesen Job bei Implenia für mich so attraktiv – und es wäre schade, wenn sich die vielen talentierten Frauen da draussen die Chance auf eine ähnliche Erfahrung entgehen lassen würden.»
Der KSA-Neubau «Dreiklang» in Kürze:
- Das Gebäudekonzept des neuen Kantonsspitals Aarau setzt auf Funktionalität und auf kurze Wege für das Personal und Patienten.
- Auf einer Geschossfläche von rund 110000 Quadratmeter sind künftig 472 stationäre Betten, 130 tagesklinische Plätze und 21 Operationssäle geplant.
- Der Neubau ist in drei Hauptbereiche gegliedert: Ambulatorien, Funktionsbereiche und Bettenstationen. Trotzdem bilden die Bereiche im Gesamtbau eine Einheit.