Sicherheit ist immer ein Thema
«Das Ziel ist klar: Wir streben null Berufsunfälle an und stehen bedingungslos für Arbeitssicherheit», erklärt Felix Akeret. Gleichzeitig weiss der oberste Implenia Sicherheitschef: Die Umsetzung bleibt eine Herausforderung, vor allem bei ständigem Zeit- und Kostendruck auf Baustellen.
«Ich habe selbst lange als Projektleiter gearbeitet und weiss, wie verlockend Abkürzungen sind: Brauchen wir das Geländer wirklich? Können wir hier rasch eine Leiter hinstellen und uns die Montage einer Hebebühne ersparen? Diese Art zu denken kennen wir alle auch aus dem Privatleben, sie ist zutiefst menschlich», weiss Felix Akeret. Wenn er der gefährlichen Bequemlichkeit und Optimierungssucht entgegenwirken will, muss er also clever vorgehen. Wie funktioniert das?
«Ich habe selbst lange als Projektleiter gearbeitet und weiss, wie verlockend Abkürzungen sind.»
Felix Akeret, Global Head Safety
Unverzichtbar: das Sicherheitsnetzwerk
Zuerst einmal: nur im Team. «Ich muss mich auf ein ganzes Netzwerk von Sicherheitsfachleuten verlassen können», erklärt er. «Wir sind mit 7’700 Mitarbeitenden in sieben Ländern aktiv – für all unsere Baustellen und Bürostandorte gibt es interne und oft auch externe Sicherheitsspezialisten. Mit rund 15 Sicherheitsbeauftragten bin ich direkt regelmässig im Austausch. Wir besprechen konkrete Anforderungen, Erfahrungen mit Massnahmen, aber auch Vorfälle und nutzen so die Erfahrung des gesamten Netzwerks.»
Sicherheitsrundgang auf der Interxion-Baustelle in Glattbrugg: Gemeinsam mit dem Sicherheitsbeauftragten der Baustelle René Wyler schaut Felix Akeret ganz genau hin, ob die sehr strengen Sicherheitsvorschriften auch eingehalten werden
Schweden und Norwegen etwa haben traditionellerweise strengere Anforderungen als etwa Deutschland oder die Schweiz, ohne detailliertes Sicherheitskonzept können sich die Implenia Teams schon gar nicht um die zumeist staatlichen Infrastruktur-Aufträge bewerben. Von ihrer Erfahrung profitiert die ganze Gruppe.
Internationale Grosskonzerne fordern mehr
Druck kommt aber auch von anderer Seite: Vor allem international tätige Grosskunden fordern zum Teil höhere Sicherheitsstandards, als sie vom Gesetz her hierzulande gelten. «Ein Beispiel: Wenn wir Datencenter für US-amerikanische Grosskunden bauen, gilt auf den Baustellen oft ein generelles Rückwärtsfahrverbot», erzählt Felix Akeret. Eine sinnvolle Massnahme, betont er: «Verkehr auf Baustellen ist ein riesiges Sicherheitsrisiko. So viele grosse und kleine Maschinen auf kleinem Raum – da muss man im wahrsten Sinne des Wortes schauen, dass man nicht unter die Räder kommt.»
Auch der Gebrauch jeder Leiter muss auf Data-Center-Baustellen vom Polier schriftlich genehmigt werden – nur mit dem unterschriebenen Formular können sie aus dem abgeschlossenen Depot geholt werden. Sinnvolle Vorsichtsmassnahme oder überflüssige Bürokratie? Felix Akeret lacht. «Natürlich höre ich immer wieder, dass der Papierkram nervt, die Leute hätten doch Besseres zu tun. Andererseits: Allein in der Schweiz passieren jährlich 6'000 Berufsunfälle mit Leitern. Bei so einem offensichtlichen Sicherheitsrisiko lohnt es sich, genau hinzuschauen. Richtig eingesetzt zwingt einen die schriftliche Form, den Einsatz von Leitern zu rechtfertigen und die Risiken genau zu kontrollieren.»
Sinnvolle Massnahme oder unnötige Bürokratie? Auf der Interxion-Baustelle muss der Gebrauch jeder Leiter schriftlich genehmigt werden – bei 6'000 jährlichen Berufsunfällen mit Leitern allein in der Schweiz stellen sie ein signifikantes Sicherheitsrisiko dar
Wer zahlt für ein Mehr an Sicherheit?
Aus diesem Sinn lohnt es sich, nicht nur Regeln und Vorschriften gewissenhaft umzusetzen, sondern wo immer möglich die sicherste Lösung anzustreben. Heisst das, dass bald auf allen Implenia Baustellen Einbahnverkehr herrscht und Leitern generell abgeschafft werden? «Um solche Vorschriften zu erfüllen, muss die Baustelle von Anfang an entsprechend geplant sein, sonst verunmöglichen die Platzverhältnisse die Umsetzung», gibt Felix Akeret zu bedenken. «Manchmal ergeben sich aus zusätzlichen Massnahmen auch höhere Kosten. Die muss irgendjemand tragen – vor allem bei solch knappen Margen wie in der Bauindustrie eine heikle Frage. Wieviel ist ein Mehr an Sicherheit wert? Und wer zahlt dafür?» Und fügt an: «Es würde helfen, wenn die Bauherrschaft, wie das in Skandinavien schon heute Standard ist, höhere Sicherheitsvorkehrungen verlangen würde. Dann würden Firmen wie Implenia, die mehr als das Minimum machen wollen, bei der Auftragsvergabe nicht benachteiligt.»
«Es würde helfen, wenn die Bauherrschaft höhere Sicherheitsvorkehrungen verlangen würde. Dann würden Firmen, die mehr als das Minimum machen wollen, bei der Auftragsvergabe nicht benachteiligt.»
Felix Akeret
Maximalforderungen sind in der Praxis nicht immer durchzusetzen – und auch nicht immer nötig. Dass man aber mehr tun muss als das Minimum, davon ist Felix Akeret überzeugt. «Sich lediglich auf gesetzliche Vorschriften zu beziehen ist trügerisch. Das Gesetz kennt weder die konkreten Umstände auf den Baustellen, noch befreit es uns vom selber Denken. Bei Implenia dürfen wir alle STOP sagen wenn sich etwas unsicher anfühlt, unabhängig davon, was in Gesetz und Vorschriften steht. Ausserdem wollen wir uns ja stetig verbessern, und das macht man nicht mit Umsetzen des Minimalstandards.»
Auf Baustellen immer ein Sicherheitsrisiko: Verkehr. Ein Sicherheitskonzept hilft, die Gefahren zu minimieren
Der Implenia Health and Safety Award
Mit diesem Preis zeichnet Implenia Baustellen, Teams oder auch einzelne Personen aus, die bezüglich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz Besonderes geleistet haben. Zudem ist der Award eine ideale Plattform, um Ideen zu teilen und voneinander zu lernen.
Vergeben wird der diesjährige H&S Award im September 2022. Eine Jury, bestehend aus den Sicherheitsbeauftragten der verschiedenen Regionen und Länder, wird dafür aus den eingereichten Vorschlägen drei Finalisten auswählen.
Möchtet ihr jemanden/euch selbst nominieren? Dann füllt bis spätestens 31. März 2022 das Online-Formular aus. Für Fragen stehen die Sicherheitsbeauftragten eurer Region zur Verfügung.