Energieinfrastruktur für künftige Generationen
Grosse Staumauern werden in der Schweiz nicht mehr allzu häufig gebaut – die Staumauer Spitallamm an der Grimsel, ist eine dieser wenigen. Sie wird die bestehende, 90 Jahre alte Staumauer ersetzen.
Bau der Ersatzstaumauer Spitallamm
Die Kraftwerke Oberhasli AG ersetzen von 2019 bis 2025 die bestehende Staumauer mit einer neuen. Die alte Mauer ist sanierungsbedürftig, sie bleibt jedoch erhalten und wird später geflutet. Mit dem Ersatzneubau der Spitallamm Mauer stellt die KWO sicher, dass das Wasser aus dem Grimselsee langfristig ohne Einschränkung für die Stromproduktion genutzt werden kann.
Bei diesem Projekt auf knapp 2’000 Metern über Meer ist die Bausaison kurz. In den Wintermonaten wird minutiös geplant, damit dann von Mai bis Oktober effizient und genau nach Plan umgesetzt werden kann. Das bedeutet eine intensive Arbeitsbelastung für die Teams vor Ort.
Bei diesem eng getakteten Zeitplan ist jede Zeiteinsparung willkommen. So werden die Gesteinskörnungen und der Beton für die Staumauer vor Ort hergestellt. Das ermöglicht eine kontinuierliche Bauproduktion ohne lange Transportwege, ist schneller, günstiger und vor allem auch nachhaltiger, wie Projektleiter Andres Rüegg betont.
«Das Projekt ist mit verschiedenen Bauphasen über die gesamte Bauzeit spannend», erklärt der erfahrene Ingenieur. «Wir haben Installationsarbeiten, Felsabtragsarbeiten, den Bau der Staumauer. Dazu kommen Untertagbauarbeiten und in der Schlussphase auch noch die Injektionsarbeiten an der Staumauer. Mit unserer jahrelangen Erfahrung im Infrastrukturbau sind wir gut aufgestellt für die Bewältigung der vielfältigen Herausforderungen, die dieses komplexe Projekt mit sich bringt.»
Ähnlich sieht es der Auftraggeber. Benno Schwegler, Projektleiter bei KWO (Kraftwerke Oberhasli), betont: «Der Ersatz dieser bestehenden Mauer durch eine neue Bogenstaumauer ist ein komplexes Projekt und erfordert das Finden von besonderen Lösungen. Was man plant, muss auch auf der Baustelle umgesetzt werden können. Es ist darum wichtig, dass alle die Komplexität verstehen und entsprechend handeln. Dank dem grossen Einsatz und Herzblut der Beteiligten kann das Projekt termingerecht realisiert werden und die hohen Anforderungen an die Qualität erfüllt werden»
Fernwärme für Hamburg
Auch Hamburg baut an seiner Energieinfrastruktur. In Zukunft soll ein dezentrales Wärmenetzwerk klimaneutrale Abwärme aus diversen Quellen nützen. Die Abwärme entsteht unter anderem in einer Müllverwertungsanlage, einem Klärwerk und in anderen Industriebetrieben südlich der Elbe. Um die Verbraucher nördlich der Elbe zu erreichen, baut Implenia im Auftrag der Hamburger Energiewerke einen Tunnel unter der Elbe hindurch.
Dirk Lassen-Petersen, Projektleiter beim Auftraggeber, erklärt: «Wir von den Hamburger Energiewerken haben die Mission, die Wärmewende in Hamburg zu gestalten. Es gab eine grosse EU-Ausschreibung mit hohen Anforderungen an die Bieter. Und in diesem wettbewerbsstarken Umfeld hat Implenia am Ende gewonnen.»
Bau des Fernwärmetunnels unter der Elbe hindurch
Der Spezialtiefbau von Implenia erstellt für den Start- und Zielschacht Schlitzwände mit einer Tiefe von bis zu 42 Metern. Zwischen den beiden Schächten wird mit einer Tunnelvortriebsmaschine ein 1,16 Kilometer langer Tunnel mit einem Durchmesser von ca. 4,5 Metern gebohrt, der mit Betonfertigteilen ausgekleidet wird. In den beiden Schächten entstehen Zugänge und Betriebseinrichtungen für den späteren Betrieb. Die Installationen der Technischen Gebäudeausrüstung und die Fernwärmeleitung mit Vor- und Rücklauf sind ebenfalls Auftragsbestandteil.
Seitdem ist das Team um Projektleiter Andrés Guevara Kluxen an einem riesigen Infrastrukturprojekt, das dieser wie folgt beschreibt: «Wir bauen einen knapp 1,2 Kilometer langen Tunnel. Zurzeit heben wir gerade den Schacht mit einem Durchmesser von 24 Metern und einer Gesamttiefe von rund 30 Metern aus.»
Die besondere Herausforderung an diesem Projekt ist zum einen die Geologie: Die eiszeitlichen Ablagerungen stellen für den Tunnelvortrieb grundsätzlich grosse Herausforderungen dar. So stossen Bohrtrupps etwa manchmal auf grosse Findlinge, die Maschinen gefährlich werden können. Eine weitere Besonderheit besteht im Wasserdruck 45 Meter unter der Wasserlinie, der im Fall eines Lecks auf dem System lasten würde und auf den daher alle Systeme ausgerichtet sein müssen.
Doch auch die Koordination der unterschiedlichen Gewerke ist anspruchsvoll. «So ein Tunnelbauprojekt wie dieses hier ist besonders komplex. Wir haben hier nicht nur den Tunnelbau, wir haben auch Spezialtiefbau und Ingenieurbau. Nur wenn das gesamte Team wie ein Getriebe ineinandergreift, werden wir hier auch erfolgreich sein», meint Andrés Guevara Kluxen.
Auch der Auftraggeber betont die Bedeutung von Kommunikation und Zusammenarbeit sämtlicher Beteiligter. Dirk Lassen-Petersen: «Der Tunnelbau ist geprägt durch Hindernisse. Oftmals kommt es anders, als man denkt. Dafür ist eine offene Kommunikation notwendig. Die pflegen wir hier mit Implenia, um das ganze partnerschaftlich voranzubringen.»
Gerade dieser Austausch funktioniert bei diesem anspruchsvollen Projekt hervorragend, wie Andrés Guevara Kluxen betont: «Wir tauschen uns transparent aus und finden gemeinsam Lösungen. Wenn man so eine Mammutaufgabe erfolgreich bewältigen will, geht es nur so.»
Die gute Zusammenarbeit macht Freude. Auch die spannende Arbeit: «Wenn du mal mit dem Tunnelbau-Virus infiziert bist, willst du nichts anderes mehr machen!», scherzt Andrés Guevara Kluxen. Und dann ist da noch das Bewusstsein, etwas Sinnvolles zu schaffen, welches das gesamte Team beflügelt, wie er betont: «Indem wir mitbauen an einer nachhaltigen Energieinfrastruktur, tragen wir dazu bei, die Welt für die nächsten Generationen zu erhalten.»