Hallo, Mark: Warum sagst du «YOU MATTER!»?
Mark, warum sind Initiativen wie die «YOU MATTER!»-Kampagne so wichtig für ein Unternehmen?
Ein Unternehmen besteht in erster Linie aus Menschen und Menschen haben Gefühle. Gerade in Umbruchsphasen und Zeiten von Veränderung kommt viel Negatives hoch: Unsicherheit, ob der eigene Beitrag noch gefragt ist; das Gefühl, dass die eigene Arbeit nicht geschätzt wird. Und da negative Gefühle evolutionsbiologisch viel, viel stärker sind als positive, überschatten sie die generelle Stimmung. Das ist traurig für alle, die drinstecken – und gefährlich für das Unternehmen, denn gerade in kritischen Phasen braucht es die Unterstützung aller: Wir müssen gemeinsam an einem Strang ziehen. Diese Botschaft muss klar ankommen.
Die Kampagne soll dazu ermutigen, Kolleginnen und Kollegen ein Lob auszusprechen, wie das aus sozialen Medien wie etwa LinkedIn bekannt ist. Dazu bietet sie eine Plattform, auf der kurze Videos oder auch Bilder mit Text online gestellt werden können. Gefragt sind dabei nicht Perfektion, sondern Authentizität: Das Mitmachen zählt. Nach dem Kampagnenstart bei Civil Engineering wird YOU MATTER! nun gruppenweit ausgerollt.
Was kann ein Lob in so einer Situation bewirken?
Einerseits zeigt es, dass man die Kollegin oder den Kollegen wahrnimmt – mit der Arbeitsleistung, aber auch als Mensch. Dass es nicht egal ist, ob er oder sie da ist oder nicht. Wir alle sind in unserer Arbeit auf andere angewiesen. Ein Danke zeigt, dass wir den Beitrag schätzen und uns als Team verstehen. Generell loben wir viel zu wenig, nicht nur bei der Arbeit, auch sonst im Leben. Den Busfahrer etwa, der extra stehenbleibt und mich noch mitnimmt. Oder die Kollegin in der Cafeteria, die sich Mühe gibt mit meinem Cappuccino. Dabei wissen wir alle, dass wir auch selbst Arbeiten lieber erledigen, wenn sie auch geschätzt werden. Die Baubranche hat generell mit Gefühlen nicht viel am Hut, es gilt: Wenn ich nichts sage, ist das schon ein Lob. Diese Einstellung reicht knapp, wenn alles gut läuft – auch wenn sie nicht für Top-Motivation sorgt. Wenn Veränderungen umgesetzt werden sollen, ist sie nicht gut genug.
Kann Anerkennung auch Veränderungsprozesse unterstützen?
Eindeutig! Oftmals fühlen sich Leute Veränderungen hilflos ausgeliefert und völlig missverstanden. Nehmen wir die Umstellung auf ein neues Arbeitsumfeld wie Implenia Connect: Da hat man jahrzehntelang mit riesigen Bauplänen gearbeitet und soll plötzlich jeden Abend den Arbeitsplatz völlig leerräumen. Oder man ist es gewöhnt, Telefongespräche ungestört am Arbeitsplatz führen zu können, und nun hören im Grossraumbüro alle mit, wenn man sich keinen ruhigen Ort zum Telefonieren suchen will. Hier braucht es einerseits Beratung, wie ein neuer Arbeitsalltag aussehen könnte. Andererseits aber auch die Bestätigung, dass die Arbeit der Betroffenen wichtig ist und geschätzt wird.
«Es hat mir jedenfalls gut getan, aus meiner gewohnten Umgebung auszubrechen.»
Mark Lauzon, Change Manager
Wie sind deine Erfahrungen im neuen Arbeitsumfeld?
Ich persönlich fühle mich auch unwohl, wenn ich im Grossraumbüro zu lange und zu laut telefoniere – was bei mir sehr häufig vorkommt. Da muss ich noch eine Lösung finden. Andererseits fange ich an, neue Arbeitsumgebungen zu testen. Letzthin etwa bin ich bei der Arbeit an einem Konzept einfach nicht weitergekommen – und habe mich probehalber in den «Innovation Space» in unserem neuen Hauptsitz gesetzt. Und siehe da: Nach 20 Minuten hatte ich plötzlich eine Idee und konnte weitermachen. Ich weiss nicht, ob es die Umgebung im «Innovation Space» war oder einfach der Ortswechsel. Es hat mir jedenfalls gut getan, aus meiner gewohnten Umgebung auszubrechen. Das hat für eine neue Perspektive gesorgt.