Von der Drohne in die Cloud
«Reality Capturing» ist eine dieser neuen digitalen Technologien, von denen Insider schon länger reden. Für alle anderen hier eine kurze Erklärung: Mit stationären und mobilen Laserscannern am Boden und Drohnen aus der Luft werden Objekte, Gebäude oder auch Gelände digital erfasst. Die Daten werden in eine Punktwolke übertragen und am Computer entsteht daraus ein hochpräzises digitales 3D-Abbild, das auf Millionen einzelner Datenpunkte basiert.
Jede Phase, von der Planung bis zum fertigen Projekt, kann erfasst werden und steht somit jederzeit digital zur Verfügung. Yves Serventi von den Baumeistern in Zürich kam vor einem Jahr zum ersten Mal mit Reality Capturing in Berührung. Für die Angebotserstellung eines Grossprojekts nutzte er eine Drohne zum Erfassen der aktuellen Situation vor Ort. «Ich war überrascht, wie einfach das Erstellen einer Punktwolke funktioniert», erzählt er. «Die Anwendung ist intuitiv und man findet sich schnell zurecht.»
Kurz darauf kam die Idee, anhand von Drohnenaufnahmen die Bauplatzinstallation auszumessen. «Es war ein voller Erfolg», erklärt Yves, «wir flogen mit der Drohne über die Baustelle, machten über 200 Fotos und erstellten anschliessend ein Orthofoto, um eine verzerrungsfreie und massstabsgetreue Abbildung zu erhalten, ähnlich wie bei Google Maps, inklusive der Gebäude und Autos, die dort standen.»
Das bringt Reality Capturing
- Exaktere Berechnungen durch präzisere Daten
- Gemeinsame Datenbasis mit konstanter Synchronisation
- Verfügbarkeit aller aktuellen und relevanten Daten für alle Beteiligten
- Verbesserter Informationsaustausch zwischen Planungsbeteiligten
- Höhere Effizienz des Planungsprozesses bei Kosten, Terminen und Qualität
- Beeindruckende, anschauliche Visualisierung
Sobald das Kalkulationsmodell besteht, können Projekte mit Reality Capturing in einem 3D-Modell visualisiert werden – das ist auch ein Vorteil bei der Auftragsvergabe und ist überzeugend für potenzielle Bauherren und Investoren. Bei Modernisierungen in bestehenden Bauten können dank Reality Capturing präzise Messungen vorgenommen werden, ohne dass diverse Beteiligte vor Ort sein müssen.
Um während der Projektausführung die Koordination der einzelnen Bauschritte zu kontrollieren und die Qualität der Umsetzung zu verbessern, kommen verstärkt automatisierte Soll-Ist-Vergleiche mithilfe von künstlicher Intelligenz zum Einsatz. Nicht zuletzt vereinfacht Reality Capturing die Kommunikation zwischen allen Parteien, da sich alle auf die gleichen Grundlagen im digitalen Bauwerksmodell stützen können.
Zentrale Anlaufstelle
Sebastian Mattes vom Global BIM-Team ist bei Implenia der Ansprechpartner für alles, was mit BIM im Allgemeinen und Reality Capturing im Speziellen zu tun hat. Der «Mister Reality Capturing» kann nicht nur Laserscanner bedienen, sondern auch Drohnen fliegen und 3D-Modelle erstellen. «Wenn wir den Ist-Zustand auf einer Baustelle wöchentlich mit Laserscans erfassen und mit den Daten im BIM-System abgleichen, erkennen wir geringste Abweichungen, Mängel oder Widersprüche, bevor daraus ein Problem wird.» Bei einer durchhängenden Decke etwa ist im 3D-Modell sofort erkennbar, ob sie noch in der Abweichungstoleranz liegt oder ob Handlungsbedarf besteht.
Dank all dieser Vorteile kommt Reality Capturing in der Baubranche zunehmend zum Einsatz. Bei der Weiterentwicklung der Technologie ist Implenia ganz vorne mit dabei. In Zukunft sollen unsere Modelle auch den Projektfortschritt abbilden und auf Verzögerungen hinweisen. Für die Entwicklung der Lösungen arbeiten unsere Spezialisten mit Technologie-Start-ups zusammen.
«Wir vom Global BIM-Team sind Ansprechpartner, wenn es darum geht, Reality Capturing, Drohnen und Laserscanner einzusetzen», erklärt Sebastian Mattes. «Wir beraten Projektteams bezüglich Anwendung und Einkauf von digitalen Vermessungsleistungen und schulen sie in der Handhabung von Drohnen.» Zentral ist auch die Sensibilisierung für rechtliche Fragen: «Datenschutz und Bildrechte sind ebenso wichtige Themen wie die Handhabung von Drohnen.»