Hallo, Joel: Was liegt unter der Erde begraben?
Joel, was ist speziell an dieser Baustelle Grünau?
Alles ist speziell. Wir machen nie das Gleiche, jede Baustelle ist ein Unikat. Diese Baustelle ist 1,5 Kilometer lang und wir sind mit den verschiedenen Gruppen immer wieder an einem anderen Ort. Das hängt auch vom Wetter ab. Das könne wir nicht beeinflussen, also müssen wir flexibel bleiben – und vorbereitet sein. Die Arbeitsvorbereitung (AVOR) sorgt dafür, dass das Team auch bei schlechtem Wetter arbeiten kann – ich kann nicht einfach sagen: «So, jetzt machen wir nichts.» Ich brauche Ausweicharbeit für schlechtes Wetter. Wenn ich kurzfristig umdisponiere, freut das nicht alle: Manche lieben die Routine und hassen Änderungen. Aber da hilft nichts: So ist das eben. Bei Schlechtwetter mache ich auch mit und gehe mit gutem Beispiel voraus, damit alle sehen, ich bin auch im Freien.
«Wir sehen, wie etwas Grosses entsteht.»
Joel Fernando Dos Santos Vieira, Polier
Wie setzt du dein Team ein?
Ich habe meistens die gleiche Gruppe und weiss genau, wer was gerne macht und gut kann. Ich zum Beispiel mache alles gern, ausser Belag. Ich mag den Gestank nicht und die daraus resultierenden Dämpfe. Wir haben zwei eigene Belagsgruppe, die auf solche Arbeiten spezialisiert sind, Walzen fahren usw. Ich bin lieber im Graben. Ich muss in meiner Position bei Zeitmanagement und AVOR auch einschätzen, wen ich wo einsetze. Wer ist auf welchem Gebiet kompetent? Die einen können besser mauern, schalen … Wir haben auch fünf grosse Pneubagger. Nicht jeder ist gleich gut im Bedienen, dazu braucht es Geschicklichkeit und Erfahrung. In der Regel beginnt man mit den kleinsten, die ca. 3,5 Tonnen wiegen, macht Kurse und steigt dann erst langsam auf die grösseren Bagger mit mehr Gewicht um. Am Bau wird Erfahrung immer wichtiger – aber das ist natürlich nicht immer möglich.
Du hast seit zwei Monaten einen neuen Lehrling im Team. Was macht er?
Antony Vines ist im ersten Lehrjahr. Die ersten ein, zwei Wochen ist er mit mir mitgegangen, um einmal zu sehen, was wir so machen, die Baustelle und seine neuen Kollegen kennenzulernen. Dann begleitet er die Vorarbeiter und fängt langsam an, mitzumachen und sich einzuarbeiten. Als erstes lernt er das Material kennen, wie die Maschinen heissen, wie man sie bedient. Wir beginnen mit Kleinmaschinen, die ohne Prüfung bedient werden können. Gefährliche Maschinen darf er natürlich noch eine Weile nicht bedienen – das kommt erst mit bestandenen Prüfungen und Praxis. Natürlich weiss jemand im ersten Lehrjahr noch nicht so viel wie ein erfahrener Arbeiter und kann nicht gleich eingesetzt werden. Die Arbeitsleistung fehlt dann im Team. Aber auch bei älteren Mitarbeitern gibt es Themen. Wenn jemand z.B. nur 80% arbeitet und Donnerstag und Freitagnachmittag nicht auf der Baustelle ist, bekomme ich dafür keine zusätzliche Unterstützung.
Was magst du an deinem Job?
Die Dimensionen und die Vielfalt, das ist ein Vorteil bei Implenia. Ich habe gern grosse Baustellen, an denen ich mehr als ein Jahr stationiert bin – der längste Einsatz an einem Ort auf einer Grossbaustelle ging über vier Jahre, in Winterthur. So sehe ich, wie etwas Grosses entsteht. Wir sehen überhaupt viel: Wir graben sieben Meter in die Tiefe, wir legen Heizungsrohre, wir schalen im Kanal. Wenn diese Löcher wieder zugedeckt sind, sieht das niemand mehr. Aber wir wissen, was unter der Erde liegt.