Automatisierter Ankerausbau im Tunnelbau
100 Meter unter der Erdoberfläche entsteht in Stockholm mit der U-Bahn-Station Sofia der zweittiefste Bahnhof der Welt. Nachdem die Gesteinsmassen aus dem Berg gesprengt worden sind, muss der verbleibende Hohlraum dauerhaft gesichert werden. Das gelingt durch den Einbau von Felsankern. In Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber und dem Maschinenlieferanten Epiroc testet Implenia nun einen neu entwickelten mechanisierten Ankerbohrwagen, der diese Arbeit ausführt.
Die Vorteile sind beeindruckend: Das Gerät automatisiert alle Verfahrensschritte der Felsankerung: Es bohrt das Loch zielgenau, injiziert den Zement und setzt dann den Anker - eine Stahlstange - in das Bohrloch. Die gesamte Arbeit wird von nur einem Geräteführer ausgeführt und erfordert damit im Vergleich zum manuellen Ankereinbau deutlich weniger Personal und Maschinen. Die Anlage ermöglicht zudem eine genaue Dokumentation der ausgeführten Ankerarbeiten.
"Das ist eine Revolution. Ich setze einen Bolzen in vier Minuten. Das ist ein großer Unterschied zu früher."
Kalle Pellinen, Bediener einer Verschraubungsanlage bei Implenia Schweden
«Der manuelle Ankereinbau ist schwer: Drei bis vier Arbeiter bohren Löcher, mischen den Zementmörtel, füllen das Loch und bringen den Anker per Hand ein. Das führt häufig zu Rücken- und Schulterbeschwerden, aber auch zu Arbeitsunfällen. Ich hatte schon mehrmals Zementspritzer in den Augen. Seit wir die maschinelle Felsverankerung eingeführt haben, gab es weder Zwischenfälle noch einen einzigen Unfall. Die Arbeitsumgebung ist mit dem automatisierten Bohrgerät viel sicherer und besser.»
Zwischen Oktober 2022 und März 2023 hat die Anlage mit nur einem Geräteführer über 2'000 Anker gebohrt und gesetzt. Alle Beteiligten sind mit den bisherigen Ergebnissen zufrieden. Am Ende des Jahres wird das Pilotprojekt ausgewertet. Die Idee ist, diese automatisierten Bohrgeräte überall in der Baubranche einzusetzen.
Über das Projekt
Die blaue U-Bahnlinie Stockholms wird vom zentral gelegenen Kungsträdgården nach Nacka im Südosten der schwedischen Hauptstadt sowie nach Hammarby Sjöstad im Süden verlängert. Implenia hat von der Region Stockholm den Auftrag erhalten, die neue unterirdische Station «Sofia» inklusive Aufzugsschächte, zwei einspurige Tunnel für die U-Bahn und einen parallelen Servicetunnel zu bauen. Dafür müssen 4,6 Kilometer Tunnel im Sprengvortrieb gebaut werden.