Schnelle Hilfe bei Problemen

Warum ist es so wichtig, in psychischen Krisen Hilfe zu holen?
Silvia Günter: Wenn jemand emotional belastet ist, ist die Person nicht gleich leistungsfähig. Da steigt u.a. die Gefahr von Unfällen. Und wenn am Arbeitsplatz Herausforderungen auftreten, fehlt unter Umständen die Energie, diese zu meistern. Im schlimmsten Fall kommt es dann zu einer längeren Arbeitsunfähigkeit. Deshalb ist es sinnvoll, bei psychosozialen Problemen aktiv einzugreifen und sich helfen zu lassen.
Zu welchem Zeitpunkt sollte man aktiv werden?
Gerade bei Burnouts und Erschöpfungsdepressionen ist es zentral, schnell zu handeln. Wie beim Thema Sicherheit gilt auch bei der Gesundheit: Hinschauen und STOP sagen! Abgesehen vom persönlichen Leid steht auch für das Unternehmen viel auf dem Spiel: Langzeitarbeitsunfähigkeit von Mitarbeitenden belastet die übrigen Teammitglieder, bindet wertvolle Ressourcen und ist auch teuer, weil dadurch die Prämien der Taggeldversicherung steigen. Gesunde und produktive Mitarbeitende sind zentral für den Unternehmenserfolg. Jemanden nach neun Monaten Abwesenheit wieder in ein Team zu integrieren, ist wesentlich schwieriger, als frühzeitig Massnahmen zu ergreifen, damit die Person gar nicht erst ausfällt.

«Wie beim Thema Sicherheit gilt auch bei der Gesundheit: Hinschauen und STOP! sagen.»
Silvia Günter, Betriebliches Gesundheitsmanagement
Implenia bietet seinen Mitarbeitenden kostenlose und anonyme externe Beratung an. Warum investiert Implenia in diese Dienstleistung?
Seit einiger Zeit beobachten wir eine deutliche Zunahme an Arbeitsausfällen aufgrund von psychosozialen Problemen. Implenia hat als Arbeitgeber eine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Mitarbeitenden. Dieser Fürsorgepflicht kommen wir u.a. dadurch nach, dass wir Beteiligte für psychische Erkrankungen sensibilisieren und konkrete Unterstützung für Krisensituationen anbieten – etwa mit Lyra, einem Angebot für externe psychologische Beratung.
Hinschauen und STOP! sagen bzw. Hilfe holen ist wichtig. Gilt das nur mit Blick auf seine eigene Gesundheit?
Nein, bei der externen Hotline melden kann man sich in eigener Sache, aber auch wenn man sich Sorgen um jemanden anderen macht. Wenn zum Beispiel jemand im Team gestresst oder deprimiert wirkt oder aus psychischen Gründen länger krank ist, können Vorgesetzte, Arbeitskolleginnen und -kollegen oder wir vom Team Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) auf diese Dienstleistung aufmerksam machen.
Wie läuft eine solche externe Beratung ab?
Das ist individuell recht unterschiedlich. Rund zwei Drittel aller Beratungen wurden online durchgeführt, in etwa 30% der Fälle gab es persönliche Treffen. Oft ist die Beratung nach nur einem oder zwei Terminen abgeschlossen; wenn nötig sind pro Fall aber bis zu sieben Beratungstermine möglich. Die Statistik für 2024 zeigt, dass das Angebot aktiv genutzt wird.
Welche Themen kommen zur Sprache?
Die Themen reichen von Schlafproblemen, persönlichen Ängsten und dem Umgang mit Krisensituationen über familiäre Angelegenheiten, Mobbing oder einer Suchtthematik bis hin zu einem Zustand totaler körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung mit verminderter Leistungsfähigkeit. Damit es zu einer Krise kommt, spielen meist verschiedene Arten von Belastungen aus dem persönlichen und dem geschäftlichen Umfeld zusammen.