Quer eingestiegen und hoch hinaus
Es ist Mittagspause und damit die beste Zeit, um mit Iris Harnisch über ihre Arbeit zu reden. Denn als Kranführerin kann sie ihren Arbeitsplatz nicht nach Lust und Laune verlassen. Zwischen ihrer Führerkabine und dem Boden liegen 52 Höhenmeter oder 200 Tritte. Iris Harnisch bedient einen der drei Kräne, die bei der dritten Bauetappe auf dem Papieri-Areal in Cham im Einsatz sind. Hier entstehen mit den «Next Level Spaces» 10’000 Quadratmeter Office-, Gewerbe- und Verkaufsflächen. Implenia wurde mit den Baumeisterarbeiten für die Häuser E und F, wo unter anderem die Migros einziehen wird, beauftragt.
Senkrechtstart als Quereinsteigerin
Bereits seit 20 Jahren arbeitet die Aargauerin als Kranführerin bei Implenia. Zu ihrem Beruf kam sie allerdings über Umwege. Ihren Lehrabschluss machte sie in einer ganz anderen Branche: «Ich bin eine Quereinsteigerin. Man glaubt es kaum, doch ursprünglich bin ich gelernte Coiffeuse.» Die Faszination für Baukräne entdeckte sie erst später durch einen Bekannten, der auf der Suche nach Kranführern war. «Da habe ich meine Chance gepackt und mich trotz Höhenangst in die Kabine eines Krans gewagt». In den Bergen sei ihr heute noch mulmig, wenn sie an einem Felsvorsprung stehe. Aber dort oben im Kran fühle sie sich sicher, lacht Iris. «Der Kran ist stabil, Auf- und Abstieg sind geschützt und die Aussicht von meinem Arbeitsplatz ist einfach atemberaubend – auf dem Papieri-Areal sogar inklusive Aussicht auf den Zugersee und in die Zentralschweizer Alpen.»
Iris Harnisch im Video
Ein weiteres Video mit Iris Harnisch gibt’s auf dem Youtube-Kanal von papieri Cham. Ihre Aufgabe umschreibt sie so: «En Job mit Überblick und wie echli game».
@implenia Our crane operator Iris shows you where she works 🏗 #crane#construction#womeninconstruction#internationalwomensday#fy#implenia♬ original sound - Implenia
Fünf Minuten Arbeitsweg
Ihr Arbeitstag beginnt jeweils mit einem «halben Hundermeterlauf» – nicht ganz so schnell wie ihn Leichtathleten auf der Tartanbahn absolvieren, dafür praktisch senkrecht hoch in die Lüfte. «Zum Glück sind die neueren Kräne mit schrägen Leitern ausgestattet. In rund fünf Minuten bin ich oben. Dort bleibe ich dann bis auf Kurzpausen und natürlich die Mittagszeit.» Die Plattform vor der Führerkabine umfasst etwas mehr als einen Quadratmeter. Hier kann sich Iris auch mal die Beine vertreten.
Beton hat immer Priorität
Doch es gibt Tage, wo sie neun oder zehn Stunden an ihren Steuerhebeln im Kran sitzt – vor allem, wenn Betonarbeiten anstehen. Dann muss es zügig gehen, damit der flüssige Beton vom Mischer auf Rädern teilweise quer über die Baustelle zum richtigen Ort gelangt und dort verarbeitet werden kann. «Beton hat immer Priorität, da muss alles rechtzeitig bereit sein.» Selbstverständlich kann Iris diese durch den Bauablauf bedingten Überstunden später kompensieren.
«Für mich ist jede Baustelle Herausforderung und Abenteuer zugleich.»
Iris Harnisch, Kranführerin
Per Funk verbunden
Die Kommunikation mit dem Team am Boden erfolgt über Funk. «Polier, Vorarbeiter und Eisenleger geben mir Anweisungen.» Rund zehn Leute am Boden sind mit Funk ausgerüstet. Das morgendliche Briefing des Poliers hilft der Kranführerin, den Überblick über die Arbeitsabläufe zu behalten. So weiss sie im Voraus, welche Materialtransporte zu priorisieren sind. «Mit der Zeit kennt man sich und ich erkenne an der Stimme, wer auf der Baustelle gerade ruft», erklärt Iris. Dabei muss sie das Geschehen tief unten auf der Baustelle aber stets genau verfolgen.
Dieser Job verlangt ständige Aufmerksamkeit
«Die Arbeit erfordert eine hohe Konzentration und ständige Aufmerksamkeit», erzählt sie. Den grössten Teil ihrer Arbeit erledigt sie von oben auf Sicht. Eine Kamera unterstützt sie dabei, Details auf der Baustelle zu erkennen. Schatten behindert die Sicht und auch Wind erschwert die Arbeit. «Wind kann die Lasten gefährlich zum Schwingen bringen. Dann entscheide ich, ob es sicher ist weiterzuarbeiten, oder ob wir sicherheitsbedingt mit dem Kran eine Pause einlegen müssen», erklärt die erfahrene Kranführerin.
Wichtige Drehscheibe in luftiger Höhe
Aktuell sind drei Kräne auf der Baustelle. Mit dem höchsten Kran bedient Iris mit ihrem Kranausleger 50 Meter und ist damit verantwortlich für einen Radius von 100 Metern. «Jeder Kran hat seinen eigenen Radius, aber manchmal überschneiden sie sich. Die Zusammenarbeit mit den anderen beiden Kranführern sei eine weitere Herausforderung. «Wir müssen ständig kommunizieren, um Unfälle zu vermeiden,» erklärt Iris. Und so ist Iris eine wichtige Drehscheibe auf der Baustelle – sowohl was die Logistik als auch die Sicherheit betrifft.
Aufstieg zum schönsten Arbeitsplatz der Welt
Die Mittagspause ist vorbei. Bevor Iris die 200 Tritte bis zur ihrer Führerkabine ein erneutes Mal in Angriff nimmt, sagt sie: ««Auch wenn ich die Aussicht eher selten geniessen kann, habe ich den schönsten Arbeitsplatz, den es gibt.» Von oben nehme sie die Baustelle ganz anders wahr. «Am meisten fasziniert es mich dabei, dass ich von oben zusehen kann, wie etwas Neues entsteht, und gleichzeitig Teil dieses grossen Ganzen bin.»
Dieses Porträt ist ein Auszug aus dem Originalbeitrag «Königin der Lüfte» auf der Website von Papieri Cham.