Mit vereinten Kräften
Die Nachricht über den Auftragsgewinn für das Grossprojekt A7 Tunnel Altona am 21. Dezember war für Jan Göttsche sicher nicht nur der wichtigste Akquise-Erfolg im herausfordernden Corona-Jahr 2020. Es dürfte auch für ihn persönlich ein besonderer Moment gewesen sein, nach einer intensiven Angebotsphase, in der manches anders gelaufen ist als in vielen Projekten, die er bisher in seiner Karriere begleiten durfte.
Das deutsche Vergaberecht bringt mit sich, dass sich über die letzten Jahrzehnte eine Streitkultur etabliert hat. Da automatisch der günstigste Anbieter das Rennen in einem reinen Bieterverfahren macht, sind die Interessen der Beteiligten häufig nicht auf die gleichen Ziele ausgerichtet. Das in der Ausschreibung definierte Bau-Soll weicht zudem oft erheblich von dem ab, was später realisiert wird. Streit ist dadurch quasi vorprogrammiert. Erst recht, wenn jeder nur auf den Erfolg des eigenen Unternehmens schaut.
Gemeinsame Planung
Was aber, wenn sich Menschen treffen, deren erklärter Wille es ist, gemeinsam ein qualitativ hochwertiges Projekt auf die Beine zu stellen, das nicht nur im Zeit- und Kostenrahmen bleibt, sondern sich für alle Beteiligten am Ende auch wirtschaftlich rechnet? Was wäre, wenn diese Menschen über zwölf Monate hinweg in über dreissig gemeinsamen Planungsterminen das Projekt technisch und kalkulatorisch mit all ihrer Expertise so optimieren, dass die Risiken im Bauablauf weitgehend minimiert sind? Und was wäre, wenn sich diese Menschen dann auch noch explizit darauf verständigen, den entstandenen Team-Spirit mit in die Ausführungsphase zu nehmen und sich auch im erweiterten Projekt-Team zu jedem Zeitpunkt fair, ehrlich und respektvoll begegnen zu wollen?
«Ich bin absolut optimistisch, dass wir auch während der Bauzeit Lösungen für alle aufkommenden Probleme finden werden.»
Jan Göttsche, Leiter Niederlassung Nordost, Civil Deutschland
«Ich bin absolut optimistisch, dass wir auch während der Bauzeit über die nächsten acht Jahre Lösungen für alle aufkommenden Probleme finden werden», so Jan Göttsche, Leiter Niederlassung Nordost, Civil Deutschland, der für Implenia in der Geschäftsleitung der ARGE sitzt. Der Grundstein dafür ist gelegt. Jede Partei hat sich in der Angebotsphase beweglich gezeigt: die DEGES als Auftraggeber hat dreimal die Ausschreibung angepasst, während die Bietergemeinschaft aus Implenia und Hochtief aus freien Stücken die Ausführungsplanung vorgezogen hat. Optimierungspotentiale z. B. hinsichtlich der Bauzeit und alternativen Lösungen für die Tunnelgründung konnten so genutzt und Risiken durch z. B. eine Preisgleitungsvereinbarung und Anpassungen in der Leistungsvereinbarung gleichmässig verteilt werden. «Vor allem aber der erkennbare Wille, vertraglich neue Wege zu gehen, hat uns als Team zusammengeschweisst», erklärt Jan Göttsche. «Nun geht es darum, diesen Geist auch auf das erweiterte Projekt-Team zu übertragen, das sich schon in wenigen Monaten auf einhundert Personen vergrössern wird.»
Kulturwandel als Ziel
Damit das gelingt, wollen die Projektbeteiligten unter anderem Leitlinien für eine Kultur der Zusammenarbeit entwickeln und sie werden gemeinsam unter einem Dach arbeiten: Das neue Büro in unmittelbarer Nähe zur Baustelle bietet genügend Platz für die Mitarbeitenden des Auftraggebers, für die Bauoberleitung / Bauüberwachung und für das Team der ARGE. Alle Räume werden gemeinsam genutzt, so dass ein ständiger Austausch auf allen Ebenen gewährleistet ist. Wenn das mal keine guten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Projekt sind.
A7 Tunnel Altona
Projekt: 2’230 m Lärmschutztunnelund Erweiterung der Autobahn A7 auf acht Fahrstreifen
Gesamtvolumen: EUR 580 Mio.Geplante Bauzeit: acht Jahre
ARGE-Partner: Implenia / Hochtief
Anteil Implenia: 35%, kaufmännische Leitung