Leben auf Kvitsøy: «Es ist wie ein Lottogewinn»

Auf hoher See treffen wir drei Mitarbeitende von Implenia: Rainer Pedersen, Janne Sunde und Lisbeth Heskja. Sie berichten über ihren Alltag und ihr Arbeitsleben auf Kvitsøy, wo Implenia Rogfast baut – den längsten und tiefsten Unterwasserstrassentunnel der Welt. Das Projekt wird die Insel mit dem Festland verbinden und die Gemeinde verändern, in der die Fähre seit jeher ein zentraler Bestandteil der lokalen Kultur und des täglichen Lebens ist.
Vom der Fähre zum Tunnel: Beginn einer neuen Ära
Für alle drei ist Rogfast mehr als nur ein Arbeitsprojekt, es stellt einen Wendepunkt im Alltag dar.
«Der Tunnel ist für Kvitsøy absolut notwendig, um auch in Zukunft eine lebendige Gemeinde zu bleiben. Die Fähre ist anfällig und teuer im Betrieb – auf lange Sicht wird das einfach nicht funktionieren», erklärt Lisbeth Heskja, Projektcontrollerin bei Implenia.
Das Projekt E39 Rogfast, E02 Kvitsøy

Der Auftrag E02 Kvitsøy gilt als der komplexeste Teil des Rogfast-Projekts und umfasst einen etwa 8,8 km langen zweispurigen Doppelröhrentunnel mit einem Querschnitt von 10,5 Metern, der sowohl südlich als auch nördlich von Kvitsøy gebaut wird und unter anderem die komplizierte zweistöckige Kreuzung im Inneren des Berges mit der Rampe in Richtung Kvitsøy umfasst.
Kvitsøy hat nur 523 Einwohnerinnen und Einwohner (2023), und das Rogfast-Projekt hat die Insel definitiv belebter gemacht. Lisbeth ist in Kvitsøy aufgewachsen und erinnert sich daran, wie ihr Vater, ein Mitglied des Gemeinderats, an den ersten politischen Entscheidungen über den Tunnel beteiligt war.
«Für mich ist es etwas ganz Besonderes, an einem Projekt mitzuarbeiten, das seit meiner Kindheit Teil meines Lebens ist», erzählt sie.
Janne, HSE-Ingenieurin bei Implenia, sieht sowohl Vor- als auch Nachteile in dem, was auf die Insel zukommt:
«Die Geselligkeit auf der Fähre zum Festland wird wahrscheinlich verschwinden. Dort fanden viele informelle Gespräche und kleine Treffen statt. Auf der anderen Seite werden wir völlig neue Möglichkeiten haben, an Aktivitäten und Dienstleistungen auf dem Festland teilzunehmen.»
Rainer, der jetzt für die Wartung der Leichtfahrzeuge im Projekt verantwortlich ist, stimmt zu:
«Es wird wirklich spannend. Der soziale Aspekt der Fähre wird wahrscheinlich verschwinden, aber es ist toll, dass man die Stadt in 25 Minuten erreichen kann und trotzdem an einem so schönen Ort lebt.»
«Als ich den Job bekam, sagte ich zu Lisbeth: Das fühlt sich an wie ein Lottogewinn!», lächelt Rainer. Er wohnt fünf Minuten von seiner Arbeit entfernt – ein grosser Vorteil nach vielen Jahren Pendeln nach Stavanger.
Alltag auf hoher See
Als Rainer 2015 von Deutschland nach Kvitsøy zog, dauerte es eine Weile, bis er die Menschen in der kleinen Inselgemeinde kennenlernte. Mit der Zeit integrierte er sich gut und lernte dort sogar seine Frau kennen. Heute leben sie mit ihren drei Kindern auf der Insel.
«Das Leben auf der Insel funktioniert jetzt wirklich gut», erklärt er.
Janne betont, wie herzlich die lokale Gemeinschaft ihre Familie vor fast zehn Jahren aufgenommen hat:
«Wir haben sofort einen Kindergartenplatz bekommen. Das wäre damals in Stavanger unmöglich gewesen. Die Gemeinde hat uns fantastisch unterstützt und begleitet.»
Für Lisbeth, Rainer und Janne bedeutet das Leben auf Kvitsøy einen kurzen Arbeitsweg und mehr Zeit mit der Familie:
«Jetzt sind es fünf Minuten zur Arbeit. Vorher waren es mehrere Stunden Pendelzeit. Ich habe viel mehr Zeit für die Kinder, und der Alltag ist weniger stressig», betont Rainer.
Arbeiten bei Implenia
Alle drei betonen die Qualität des Arbeitsumfelds bei Implenia, wo die Distanz zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden gering ist:
«Die Leute sind zugänglich, egal ob sie unten im Tunnel oder im Projektmanagement arbeiten. Es ist leicht, ein Gespräch zu beginnen», sagt Janne, die ihr Fachwissen auch genutzt hat, um einen Erste-Hilfe-Raum auf der Baustelle einzurichten.
Lisbeth fügt hinzu: «Es ist interessant zu sehen, wie unterschiedliche Arbeitskulturen aufeinandertreffen. Büroangestellte und Aussendienstmitarbeitende sind ganz unterschiedlich, aber hier draussen lernt man sich auf eine neue Art kennen. Auf einer Insel wachsen die Menschen enger zusammen.»
Gemeinschaft und soziales Leben
Das soziale Leben hört nach Feierabend nicht auf. Janne und Lisbeth haben Dock-Tanzveranstaltungen, ein Oktoberfest und Wohltätigkeits-Läufe organisiert.
«Wir unternehmen gemeinsam etwas, sowohl mit Einheimischen als auch mit Kolleginnen und Kollegen von Implenia. So haben wir das Beste aus beiden Welten», sagt Lisbeth.
Rainer nickt: «Es ist ungewöhnlich, an einem so kleinen Ort zu leben und zu arbeiten, aber es ist auch toll. Man kennt alle, und die Natur liegt direkt vor der Haustür.»
Eine kleine Gemeinschaft mit grossen Träumen
Für Janne, Rainer und Lisbeth ist Kvitsøy mehr als nur ein Arbeitsplatz – es ist ihr Zuhause. Mit Rogfast in Aussicht sehen sie eine Zukunft mit einem leichteren Alltag vor sich und hoffen, dass der Gemeinschaftssinn der Insel erhalten bleibt.
«Auf Kvitsøy zu leben bedeutet, der Natur, den Menschen und der Arbeit nahe zu sein. Es ist ein kleiner Ort, aber mit einem grossen Herzen», fasst Janne zusammen.