Jonas, was hat Baulogistik mit der Formel 1 zu tun?

War Logistik schon immer deine Traumbranche?
Jonas Geib: Nein, vielmehr war es eine rationale Entscheidung, diesen Weg einzuschlagen (siehe Infobox). Meine Eltern arbeiteten beide bei grossen Airlines und sagten zu mir: Güter müssen immer transportiert werden – Logistik wird immer benötigt. Das klang für mich einleuchtend. Dass ich einmal in der Baulogistik landen würde, hätte ich damals allerdings nicht gedacht.
Was gab dazu den Ausschlag?
Im Vorstellungsgespräch bei Implenia Construction sagte mein künftiger Vorgesetzter: «Baulogistik ist die Formel 1 der Logistik». Damit hat man mich überzeugt. Ich bin ein Motorsport-Fan und wusste: Das ist mein Ziel. Heute arbeite ich nicht nur in der Königsklasse der Logistikbranche, sondern auch beim besten Rennstall. Denn BCL stösst als Vorreiterin positive Entwicklungen an.
«Ich arbeite nicht nur in der Königsklasse der Baulogistik, sondern auch beim besten Rennstall. Denn BCL stösst als Vorreiterin positive Entwicklungen an.»
Jonas Geib, Teamleiter für Forschung und Entwicklung im Bereich Digitalisierung bei der BCL
Inwiefern ist die Baulogistik die Formel 1 der Logistik?
Die Baulogistik ist hochkomplex. Ein Beispiel: Das Projekt Kantonsspital Aarau (KSA) liegt mitten in der Stadt direkt neben dem bestehenden Spital, das während des Neubaus weiterhin in Betrieb bleibt. Das macht die Baulogistik besonders anspruchsvoll. Neben dem laufenden Waren- und Personalverkehr des Krankenhauses müssen alle Abläufe für die medizinische Versorgung der Patienten auch während der Bauzeit reibungslos weiterlaufen – und dürfen durch die Baustelle nicht beeinträchtigt werden.
Was verantwortet deine Abteilung Forschung- und Entwicklung im Bereich der Digitalisierung?
Wir sind dafür zuständig, digitale Werkzeuge zu implementieren, die unsere Arbeit einfacher, effizienter und spannender machen. Dazu zählt zum Beispiel die Einführung eines modernen Systems zur Urlaubs- und Abwesenheitsverwaltung sowie zur Arbeitszeiterfassung. Ebenso gehören etwa gemeinsame Forschungsvorhaben mit der Bundesnetzagentur dazu, mit denen wir Lösungen entwickeln, um Baustellen beispielsweise mithilfe von Sensorik und Kamerasystemen sicherer und effizienter zu gestalten. Unsere Branche ist insgesamt deutlich analoger unterwegs als etwa die Automobilindustrie – vieles ist weniger standardisiert. Genau das macht unseren Job aber auch so spannend: Wir haben die Chance, wirklich etwas zu bewegen und neue Standards zu setzen.
Wie gelingt es trotz geringer Standardisierung, die Arbeit mit dem Einsatz neuer Technologien zu vereinfachen?
Indem man die richtigen Menschen dafür begeistert, gemeinsam etwas Grosses zu bewegen. Wir sind ein junges, engagiertes, dynamisches Team, das viele verschiedene Kompetenzen vereint. Während ich zum Beispiel einen Logistik-Hintergrund habe, verfügt die eine Kollegin über ein tiefes bautechnisches Verständnis, eine andere kommt aus dem Entsorgungsbereich. Diese Vielfalt hilft uns enorm, komplexe Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und praxisnahe Lösungen zu entwickeln. Zudem sind wir ganz nah am operativen Geschehen. Wir gehen regelmässig auf die Baustellen, sprechen mit den Teams vor Ort und sehen aus erster Hand, wo der Schuh drückt und wo es Verbesserungspotenzial gibt.
Hast du ein Beispiel für eine konkrete Problemlösung?
Uns erreichen täglich zahlreiche Anfragen, etwa ob ein LKW zu einer bestimmten Zeit auf einer Baustelle entladen werden kann. Statt diese manuell zu prüfen, haben wir bei BCL ein eigenes Online-Avisierungstool entwickelt. Dieses zeigt automatisch an, ob für den gewünschten Zeitraum Kapazitäten verfügbar sind und berücksichtigt zugleich die örtlichen Gegebenheiten – zum Beispiel, ob an einer Entladestelle überhaupt ein grosser LKW abgeladen werden kann oder es nur Platz für einen Sprinter hat. Mit diesem digitalen Auswahlverfahren schaffen wir nicht nur Transparenz, sondern erreichen auch ein hohes Mass an Standardisierung.
BCL Building Construction Logistics

BCL Building Construction Logistics gehört zur Implenia Gruppe. Als eine führende Ingenieur- und Dienstleistungsgesellschaft für Baulogistikleistungen im deutschsprachigen Raum sorgt das Unternehmen dafür, dass Bauprojekte jeder Grösse reibungslos und termingerecht ablaufen. Ob Beratung, Planung oder Ausführung – in den Bereichen Liefer- und Entsorgungslogistik, Personaldienstleistung und Baustelleneinrichtung unterstützt BCL ihre Kunden mit Standorten in Deutschland und der Schweiz in jeder Phase.
Ein anderes Beispiel ist die Software BCL|OnSite. Wohin geht die Reise bei diesem Projekt?
Meine Vision ist ein System, das unter anderem mit Künstlicher Intelligenz (KI) alle relevanten Baudaten digital erfasst, automatisch auswertet und sowohl Mitarbeitende als auch Auftraggeber frühzeitig über Ereignisse und notwendige Massnahmen informiert. Ein einfaches Beispiel: Das System erkennt auf Basis von Wetterdaten, dass in fünf Tagen Schnee fällt, stellt gleichzeitig fest, dass auf der Baustelle zum Beispiel kein Streusalz mehr vorhanden ist, und gibt automatisch eine Handlungsempfehlung zur Beschaffung aus. So können wir mithilfe von Datenanalysen und Szenarien nicht nur auf Ereignisse reagieren, sondern sie vorausschauend planen – und das bereits in der Projektvorbereitung. Wenn etwa ein Bauherr nur einen Bauaufzug vorsieht, uns das System jedoch anhand von Erfahrungswerten meldet, dass das nicht ausreichen wird, geben wir eine Rückmeldung und schlagen direkt eine geeignete Lösung vor. Derzeit arbeiten wir intensiv daran, Daten zu sammeln und zu analysieren, um das System gezielt zu trainieren und künftig noch intelligentere Entscheidungen zu ermöglichen.
Welchen Mehrwert bringt das System?
Zum einen entlastet es unsere Mitarbeitenden von administrativen Aufgaben, sodass sie sich auf die wertschöpfenden und sinnstiftenden Tätigkeiten konzentrieren können. Zum anderen profitieren unsere Kunden von einer höheren Planungssicherheit, weil das System potenzielle Risiken und Mehrkosten frühzeitig erkennt und entsprechende Gegenmassnahmen vorschlägt. So lassen sich Herausforderungen lösen, bevor sie überhaupt entstehen.
Du führst ein Team mit bald fünf Mitarbeitenden. Was ist dir als Teamleiter wichtig?
So wie ich früher begeistert wurde, möchte ich auch meine Mitarbeitenden motivieren. Wir haben in diesem noch stark analogen Umfeld sehr viel zu tun und wollen gemeinsam viel bewirken. Und wie genial ist es denn, dass wir die Veränderungen selbst herbeiführen und mitgestalten können, wie wir in Zukunft arbeiten werden. Mir ist wichtig, dabei nicht nur im eigenen Team zu wirken, sondern auch alle anderen Mitarbeitenden auf diesem Transformationsweg mitzunehmen: durch Offenheit, Nahbarkeit und echtes Interesse an Feedback. Unser Ziel ist es, den Kolleginnen und Kollegen auf den Baustellen spürbaren Mehrwert zu bieten und das jeden Tag ein Stück mehr.
Du magst die Formel 1. Spielt das Tempo in deinem Leben eine besondere Rolle?
Ab meinem sechsten bis zum 24. Lebensjahr bin ich leidenschaftlich Motocross gefahren. Das ist wohl auch der Grund, warum ich mich für die Formel 1 oder Motorsport generell begeistere. Später bin ich dann aufs Rennrad umgestiegen. Und ja, ich finde generell besser, vorneweg zu gehen als hinterherzurennen. Mit meinen Freunden habe ich es aber auch gerne gesellig. Ich lebe in der Weinregion Ingelheim und geniesse die Weinfeste hier. Für mich ist das der perfekte Ausgleich zwischen Tempo und Genuss.
Zur Person

Jonas Geib ist Teamleiter für Forschung und Entwicklung im Bereich Digitalisierung bei der BCL. Nach einem Fachabitur in einer Computerklasse mit Schwerpunkt Logistik absolvierte er eine Ausbildung zum Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistungen. Während des dualen Studiums im Fachbereich Logistikmanagement arbeitete er bei einem Chemiekonzern. Anschliessend startete er bei der Implenia Construction GmbH in Mannheim als Trainee in der Baulogistik. Nach zwei Jahren wechselte er zur BCL und absolvierte ein berufsbegleitendes Masterstudium in General Management mit Schwerpunkt Unternehmensführung.



