Begegnung für mehr Erdung
Für die KV-Lernenden der Niederlassungen Zürich und Aargau, die 60 bis 80% ihrer Zeit im Büro und den Rest in der Schule verbringen, ist der «Sozialtag» seit 2015 ein Fixpunkt im Ausbildungskalender. Die Initiative stammt von Andrea Wyss, Berufsbildnerin aus Aarau. «An diesem Tag sollen die jungen Leute einen Tag lang nicht Aufträge effizient bearbeiten, sondern in eine komplett andere Welt eintauchen», erklärt sie. «Ich habe jedes Jahr das Gefühl, dass wir nach dem Sozialtag alle etwas geerdeter zurückkommen.»
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Andrea Wyss organisiert den Sozialtag jeweils in Zusammenarbeit mit dem Alters- und Pflegeheim Ruttigen, das sie von Besuchen bei ihrer eigenen Grossmutter kennt. «Mit seinen innovativen Ideen ermöglicht das Team den rund sechzig Bewohnerinnen und Bewohnern eine schöne Zeit in einer tollen Umgebung,» erklärt sie. «Hier sind wir mit den Lernenden immer willkommen.»
Ein siebenstündiges Besuchsprogramm
Unterstützt wird sie bei der Organisation des Besuchs von den Lernenden, die schon im Vorfeld Aktivitäten für den siebenstündigen Besuch planen. Dazu gehörte dieses Jahr zum Beispiel das Basteln eines Blumentopfs aus Chenilledraht für die Zimmer im Heim; Brettspiele wie «Eile mit Weile»; oder auch das Partyspiel «Montagsmaler», bei dem die Spielenden ihr Wissen auffrischen und testen konnten, um bei richtigen Antworten kleine Geschenke wie Taschentücher, Schokolade oder einen Teddybär zu gewinnen.
In diesem Jahr kamen zwanzig 85 bis über 100 jährige, um Zeit mit den jungen Menschen zu verbringen. Die Heimbewohnerinnen und -bewohner, erfreut über das Interesse der Lernenden, schwelgten in Erinnerungen und erzählten aus ihrem Leben, etwa vom Zopfbacken mit ihrem Mann oder dem Ort, an dem sie aufgewachsen sind. Highlight am späten Nachmittag war der von den Jugendlichen organisierte Glace-Wagen, der alle mit einer kühlen Erfrischung versorgte.
Einblick in eine andere Welt
Da der alljährliche Sozialtag in den letzten beiden Jahren Corona-bedingt nicht stattgefunden hatte, war es für alle 15 Lernenden der erste Besuch im Altersheim. Am Anfang waren die Jugendlichen zurückhaltend, wussten nicht recht, zu wem sie sich setzen oder welche Gesprächsthemen sie wählen sollten. Erschwerend kam hinzu, dass sie fast schreien mussten, um gehört zu werden. Die anfängliche Unsicherheit verflog jedoch rasch und die Lernenden gewöhnten sich an die neue Umgebung: Überall sah man Seniorinnen und Senioren mit Jugendlichen Zeit verbringen.
Für die Lernenden war dieser Einblick in eine komplett andere Lebensphase eine wertvolle Erfahrung. Schliesslich nehmen sich wenige im Alltag Zeit, die Lebensgeschichte einer 90-Jährigen anzuhören oder die Denkweise eines älteren Menschen zu verstehen. Umgekehrt erhielten auch die Heimbewohnerinnen und -bewohner einen Eindruck vom Lebensstil der heutigen Jugend.
Im Rückblick steht fest: Der Sozialtag ist für die Lernenden ein Tag, an dem sie nicht nur viel lernen, sondern auch weit weg vom Büroalltag ihre Sozialkompetenz unter Beweis stellen können. Die Jugendlichen, die noch ein oder zwei Lehrjahre vor sich haben, freuen sich denn auch schon jetzt auf den nächsten Besuch.