Baustellenzertifizierung in der Praxis

Projekt: Proben- und Werkstättenzentrum (PWZ) in München


«Bei immer mehr Projekten sind Nachhaltigkeitszertifizierungen vertraglich vorgeschrieben. Ihre Anforderungen an die Projektabwicklung und das Baustellenmanagement ähneln sich, jedoch wurden Zertifizierungen von den Einheiten bisher unabhängig voneinander bearbeitet. Unter der Federführung des Kompetenzzentrums ‹Project Excellence & Services› (PES) konnten wir nun gemeinsame Standards zur Bearbeitung von Zertifizierungen schaffen.
Das Pilotprojekt PWZ bot die Chance, unabhängig und ohne bauherrenseitige Vorgaben eine optimale Lösung zu entwickeln. Dabei konnten wir auf bereits vorhandene Standards aus unserem Prozessmanagement zurückgreifen. So lassen sich Zertifizierungen künftig mit deutlich geringerem Aufwand umsetzen.
Nachhaltigkeit wird bei Implenia bereits intensiv gelebt, nur haben wir dies auf Projektebene nicht immer proaktiv dargestellt. Mit den Tools, die im Rahmen der DGNB-Zertifizierung ‹Nachhaltige Baustelle› erarbeitet wurden, werden Projektteams entlastet und allfällige Vorbehalte bezüglich Aufwand abgebaut. Auch haben wir in unserer Niederlassung die Initiative zum Anlass genommen, den Austausch zwischen den einzelnen Projekten zu Nachhaltigkeitszertifizierungen und die Wissensvermittlung zur Nachhaltigkeit auszubauen.
Mit der DGNB-Baustellenzertifizierung können wir potenziellen Kunden und Mitarbeitenden zeigen, dass wir das Thema Nachhaltigkeit bei unseren Projekten auch unabhängig von kundenseitigen Anforderungen implementieren und wir als kompetenter Ansprechpartner wirtschaftliche Zertifizierungs-Lösungen unterbreiten können.
Wir möchten weitere Baustellen DGNB-zertifizieren lassen. Ich hoffe wir können noch in diesem Jahr mit dem nächsten Projekt starten.»

«Da die Baubranche einen wesentlichen Teil des globalen CO2-Ausstosses und Abfallaufkommens verantwortet, sehe ich hier Handlungsbedarf. Die Baustellenzertifizierung der DGNB ist ein Schritt in die richtige Richtung, diese Chance sollten wir nutzen.
Eine positive Erfahrung war von Anfang an die Zusammenarbeit mit dem Nachhaltigkeitsteam. Die Kollegen aus Raunheim haben uns sehr hilfreiche Tools zur Verfügung gestellt, mit denen schnell klar wurde, dass wir einen Grossteil der Anforderungen durch die regulären Prozesse bei Implenia bereits erfüllen. Bei Unklarheiten bezüglich der einzelnen Nachweise hat das Team die Kommunikation mit der DGNB übernommen und konnte uns innerhalb weniger Tage eine Antwort geben. So hatten wir klare Angaben, was wir tun müssen, und konnten die Punkte schnell abarbeiten.
Es freut mich, dass wir mit der PWZ-Baustelle hier Vorreiter sein können und auf diesem Weg die Kolleginnen und Kollegen darin bestärken können, die Zertifizierung ebenfalls umzusetzen. Als Learning habe ich mitgenommen: Je früher man anfängt, desto besser! So kann man von Anfang an die erforderlichen Nachweise richtig zusammentragen und erspart sich längeres Suchen im Nachhinein.»
Von Grund auf nachhaltig bauen
Was ist die DGNB-Zertifizierung «Nachhaltige Baustelle» genau? Inwiefern dient sie den Nachhaltigkeitszielen von Implenia und bei der Gewinnung von Aufträgen? Darüber reden wir mit Andreas Winde und Nisar Assaf vom Nachhaltigkeits-Team Hochbau Deutschland.
Zum Beitrag
Projekt: Wohngebäude Doormannsweg in Hamburg


«Wir haben innerhalb Hochbau Deutschland entschieden, im Rahmen eines Pilotprojekts Baustellen im gesamten Bundesgebiet zertifizieren zu lassen. Ziel war es, Erfahrungen mit dem Zertifizierungsprozess zu sammeln und den (Mehr-)Aufwand einschätzen zu können.
Meine Wahl fiel auf das Bauvorhaben Doormannsweg: Wir haben dort eine energetische Sanierung umgesetzt und durch eine Aufstockung in Holz zusätzlichen Wohnraum geschaffen, ohne weitere Flächen zu versiegeln. Das Projekt gilt daher bereits als besonders nachhaltig.
Die Zertifizierung wollten wir aber vor allem auch nutzen, um unsere internen Prozesse kritisch zu prüfen und festzustellen, ob wir auch auf der Baustelle tatsächlich nachhaltig agieren und die festgelegten Standards und Richtlinien auch leben.
Dabei konnten wir nicht nur bestehende Prozesse überprüfen, sondern auch neue Handlungsweisen etablieren. So hat sich etwa der intensive Dialog mit Anwohnerinnen und Anwohnern sowie Mieterinnen und Mietern als Schlüsselfaktor für eine reibungslose Abwicklung erwiesen.
Nachhaltigkeit ist für Implenia ein zentraler Bestandteil des unternehmerischen Handelns. Wir verfolgen unsere Nachhaltigkeitsziele in den verschiedenen Bereichen konsequent und wollen auch Vorbild für unsere Mitarbeitenden sein. Auch von unserem Kunden wurde die Zertifizierung positiv aufgenommen, obwohl er nicht aktiv eingebunden war. Entscheidend aber ist vor allem die Sichtbarkeit unserer aktiven Nachhaltigkeitspolitik nach aussen – ein starkes Signal im Markt.
Wenn sich die Zertifizierung in den Bauablauf integrieren lässt, wäre mein Wunsch, künftig grundsätzlich alle unsere Baustellen zertifizieren zu lassen.»
Projekt: Technologiepark in Essen (TÜV Nord)


«Unsere Kunden schätzen, dass wir nicht nur am Gebäude selbst, sondern auch direkt auf der Baustelle aktiv etwas für Nachhaltigkeit tun. Die Auszeichnung bestätigt zudem unsere etablierten Implenia-Prozesse. Viele Anforderungen erfüllen wir ohnehin schon, sodass der zusätzliche Aufwand gering bleibt. Besonders wichtig finde ich die Aussenwirkung: Mit einem Banner und QR-Code können wir unser Engagement sichtbar machen und vielleicht auch andere Unternehmen motivieren, nachzuziehen.
Mir persönlich liegt das Thema sehr am Herzen. Mit der DGNB-Zertifizierung ‹Nachhaltige Baustelle› haben wir die Möglichkeit, dort Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung zu übernehmen, wo wir den grössten Einfluss haben – auf unseren Baustellen. Dank unserer bestehenden Prozesse, der Unterstützung durch die Nachhaltigkeitsabteilung und der Tatsache, dass auch das Gebäude auf unserem Projekt DGNB-zertifiziert war, hatten wir bereits vieles umgesetzt. Der Aufwand für die Baustellenzertifizierung war daher überschaubar: Im Wesentlichen ging es um das Zusammentragen von Unterlagen sowie kleinere Anpassungen. Ich bin überzeugt, dass jede Baustelle diese Zertifizierung erfolgreich umsetzen kann, wenn nach den Implenia-Prozessen gearbeitet wird.
Entscheidend ist, klare Verantwortlichkeiten festzulegen. Jemand auf der Baustelle muss das Thema aktiv übernehmen und vorantreiben. Ich konnte dabei von meinen Erfahrungen aus früheren Zertifizierungen profitieren. Zusätzlich hatten wir grossartige Unterstützung von meiner Kollegin Cornelia Benning. Sie hat im Rahmen ihrer Bachelorarbeit einen Zertifizierungsleitfaden für Bauleiter entwickelt, der wertvolle Orientierung bietet und Potenziale aufzeigt. Ebenso wichtig ist das Verständnis für Nachhaltigkeit auf der Baustelle – bei Bauleitern ebenso wie bei Polieren. Hier braucht es sicherlich noch etwas mehr Aufklärungsarbeit.»