Baustelle mit Knalleffektđź’Ą


Seit 125 Jahren ist Implenia bzw. war das Bauunternehmen HHH ein wichtiger Teil des Sechseläutens: Allem voran sorgt der Baudienstleister dafür, dass der Böögg gut und sicher dasteht. «Wir stellen den total 12,7 Meter hohen Hauptmast inklusive Verstrebungen auf, auf dem der Schneemann platziert wird», sagt der Polier Darko Galic. Er verantwortet den Implenia-Einsatz fürs Sechseläuten zum fünften Mal. Sein Team ist auch für die Absicherung des Bööggs mit Sperrgittern, die Beschriftung der Notausgänge, die WC-Kabinen vor Ort und die Fahnendekoration des Zunfthauses zur Meisen zuständig.
Sechseläuten kurz erklärt:
FĂĽr Nicht-ZĂĽrcherinnen und Nicht-ZĂĽrcher
Jeden dritten Montag im April ist es soweit: Die Zürcher Zünfte feiern das Sechseläuten und ziehen in historischen Kostümen durch die Stadt. Seit fünf Jahrhunderten findet in der Zürcher Innenstadt das grosse Volksfest statt, das den Übergang vom Winter zum Frühling markiert.
Der eigentliche Star des Anlasses ist der «Böögg» – ein 3,4 Meter hoher und bis zu 100 Kilogramm schwerer Schneemann, der mit rund 100 Knallkörpern und Böllern gefüllt ist. Er thront auf einem Scheiterhaufen und sagt den Sommer voraus: Je schneller der Böögg seinen Kopf durch die Explosion verliert, desto schöner sollen die warmen Monate werden.
Ein Blick zurück: Aufbau des Bööggs 1988
Ein besonderer Einsatz
Der Sechseläuten-Auftrag ist für sie alle etwas ganz Besonderes: «Während wir normalerweise für langlebige Bauten im Einsatz sind, arbeiten wir hier für ein Spektakel, das nur ein paar Stunden dauert. Und dennoch ist es eine unserer längsten Baustellen: Sie kommt jedes Jahr wieder», sagt Darko Galic. Er hat den Stab von Daniel Erb übernommen, der über 30 Jahre mit dieser besonderen Aufgabe betraut war. Beiden fällt auf, dass der Aufwand in den vergangenen Jahren gestiegen ist und der Job technischer und komplexer geworden ist. Dass früher der Mast noch mit Ross und Wagen herbeigeschafft wurde und der brennende Scheiterhaufen einzig durch ein Seil vom Publikum abgesperrt war, das eine Handvoll Sicherheitsleute in den Händen hielten, kann man sich kaum noch vorstellen.
Mehr Sicherheit und Infrastruktur
Heute wird sehr viel mehr unternommen für die Sicherheit und Infrastruktur. «Wir arbeiten fast ausschliesslich mit Lastwagen-Hebebühnen statt mit Leitern und es kommen immer mehr Absperrgitter und WC-Kabinen hinzu», betont der Polier. Mittlerweile seien es insgesamt 170 Gitter, die per Sattelschlepper antransportiert und in aller Frühe am Tag des Anlasses verteilt werden – zusammen mit den 46 WCs. Entsprechend gewachsen ist auch das Team: Früher war Implenia mit rund zehn Leuten vor Ort, heute packen am Sechseläuten-Montag bis zu 16 Leute mit an.
Nichts dem Zufall ĂĽberlassen
Dies erfordert eine präzise Planung, Vorbereitung und Logistik. Implenia beginnt bereits im Februar mit der Planung: Nach der Kick-off-Sitzung mit allen Beteiligten wird das Material bestellt (allem voran der Mast, der noch vorbereitet und getrocknet werden muss), das Team wird zusammengestellt, die Lieferanten werden gebrieft usw. Darko Galic überlässt nichts dem Zufall. «Eine saubere Arbeitsvorbereitung, ein top instruiertes Team und zuverlässige Lieferanten sind die wichtigsten Voraussetzungen, dass logistisch alles reibungslos läuft», sagt er.
Schliesslich steht der Ruf auf dem Spiel
Das Schlimmste, was passieren könnte? Dass der Böögg-Mast nicht hält. «Ich will ja nicht derjenige sein, bei dem man sagt: Ui, bei dem hats nicht geklappt», sagt er. «Das wäre schlecht für mein Image und das der Firma.» Ähnlich erlebte es sein Vorgänger Daniel Erb, der ebenfalls schmunzelnd erzählt: «Man wusste nur: Um 18 Uhr muss der Böögg stehen und brennen, sonst muss man das Land verlassen.»
@implenia ⛄️ Every year Darko and his crew set up the #Böögg for #Sechseläuten in #Zurich 💪 #implenia#construction#sächsilüte#baustelle#tradition#festival♬ original sound - Implenia
Bevor er diese Aufgabe 1995 übernommen habe, sei der Mast zweimal hintereinander runtergefallen. Ab dann sei ein Rohr in den Boden versenkt worden, das die Stange stabilisiere, anstatt diese einfach auf dem Boden aufzusetzen und zu verstreben. Zu seiner Sechseläuten-Karriere ist er übrigens aus einem ganz einfachen Grund gekommen: «Ich bin in Zürich und mit dem Sechseläuten aufgewachsen. Da sagte man mir damals: Du übernimmst das. Und ich fand es lässig, dass ich das machen konnte.»
Wie der Böögg auf die Stange kommt
Die Aufbauabeiten des Bööggs folgen einem erprobten Zeitplan: Am Donnerstag vor dem Fest stellt Implenia jeweils den Masten mit den Verstrebungen auf, bevor diesem dann – zusammen mit dem Böögg-Bauer Luki Meier und per Lastwagen-Hebebühne – am Morgen des Sechseläuten der Schneemann aufgesetzt wird. «Alles in allem dauert unser Einsatz am Festtag von morgens 6.30 Uhr bis 23:00 Uhr», sagt der Polier. Sogar für ihn, der mehrheitlich koordiniere, sei dies ganz schön anstrengend. Aber auch sein Team sei den ganzen Tag auf den Beinen und legt gut und gerne 15 bis 20 Kilometer zurück.
Ein Seitenblick: Die mobilen Toiletten werden übrigens erst am Morgen nach dem Anlass abtransportiert, da viele Menschen sich um die Glut des Böögg-Scheiterhaufens versammeln, um eine Wurst zu bräteln und gemeinsam auf den kommenden Sommer anzustossen – ganz egal, wie das Wetter wird.
Der Corona-Böögg bleibt unvergessen
Immer in besonderer Erinnerung wird Darko Galic der Corona-Böögg aus dem Jahr 2021. Damals wurde der Schneemann zum ersten Mal nicht in Zürich, sondern fernab der Zuschauermassen in der Schöllenenschlucht nahe Andermatt im Kanton Uri aufgebaut. «Das war sehr speziell. Als wir angefragt wurden, war mein erster Gedanke: Ich weiss nicht, wie wir all das Material dort hinaufbringen.» Doch auch diese logistische Herausforderung meisterten er und sein Team. Aber selbst wenn alles ganz normal läuft, ein Job wie jeder andere wird es für ihn nie sein: «Es macht mir grossen Spass, mit all den anderen Beteiligten zusammenzuarbeiten und ich bin auch etwas stolz darauf, dass ich hier mitwirken darf.»
